Sonntag, 23. Januar 2011

Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg

Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, geboren um 1400 in Mainz und ebenfalls in Mainz am 03. Februar 1468 gestorben, gilt als Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metallettern (Mobilletterndruck) in Europa und der Druckerpresse.

Aus seinem Hauptwerk, der Guttenberg-Bibel, möchte ich einmal die frühesten Zeugnisse für Gutenbergs Erfinderschaft nieder schreiben.

1458 - (zehn Jahre vor Gutenbergs Tod) schickte der französische König Karl VII einen Stempelschneider seiner Münze nach Mainz um dort dem Chevalier Jean Gutenberg die Vervielfältigung von Texten mittels Metallpunzen abzuschauen.

1460 - erklärt die Schlußschrift des Meinzer Katholicondruckes in betont feierlicher Form, dass die Buchdruckerkunst in Mainz erfunden wurde.

1461 - berichtet die Mainzer Chronik, dass Johann Gutenberg der erste Drucker in Mainz war.

1468 - sagt die Schlußschrift eines Schöfferdruckers, der drei Monate nach Gutenbergs Tod ersschien, dass Johannes Gutenberg und Johannes Fust als erste in Mainz gedruckt hätten, da Fust nur der Geldgeber war, spricht dieses Zeugnis für die Erfinderschaft Gutenbergs.

1470 - erklärt der Pariser Professor Guillaume Fichet in einem Brief vom 01. Januar, dass ein gewisser Johannes, mit dem Beinahmen Gutenberg, die Druckkunst erfunden habe.

Es gibt natürlich noch jede Menge dieser Niederschriften und auch einiges mehr. Für mich ist es immer noch faszinierend.

Paul Gerhard

Wolfgang Trillhaas, geb. am 31. Oktober 1903 in Nürnberg und gestorben am 24. April 1995 in Göttingen, Ordinarius für Praktische Theologie und Systhematik in Erlangen und Göttingen, ältester Sohn eines Millitärpfarrers und einer Lehrerin, schrieb einmal über den evangelisch-lutherischen Theologen und einen der bedeutensten Kinderlied-Dichter Paul Gerhard, geb. 12. März 1607 in Gräfenberg, gest. am 27. Mai 1676 in Lübben/ Spreewald.

Daraus entstanden einige Reime, die von Paul Gerhard durch Wolfgang Trillhaas aufgezeichnet wurden. Z. B. hat Paul Gerhard als Kind des Barockzeitalters mit den Reimen nur so gespielt.

Das Morgenlied 

Die güldne Sonne
Voll Freud und Wonne
Bringt unsern Grenzen
Mit ihrem Glünzen
Ein herzerquickendes liebliches Licht.
Mein Haupt und Glieder,
Die lagen darnieder.
Aber nun steh ich,
Bin munter und fröhlich,
Schaue den Himmel mit meinem Gesicht.

Das Christ-Wiegen-Lied - Alle die ihr Gott zu Ehren - enthält in etwa Verse wie diesen:

Schlaf, o bester aller Güter,
Schlaf, o Perle der Gemüter,
Eya, Eya.
Schlaf, mein Trost, dem nichts zu gleichen,
Milch und Honig muß dir weichen;
Schlaf, du edler Herzensgast!
Eya, Eya, schlaf und ruhe,
Schlaf, schlaf, werte Lilienblum!

Es gibt sehr viele Aufzeichnungen von Werken des Paul Gerhard und die Werke des Schreibers Wolfgang Trillhaas finden sich in der deutschen Nationalbibliothek wieder.

Gesundheit - Werde ich nun alt oder was???

Das Jahr 2004 ist mir wirklich nicht gelungen. Ich hatte geradezu extravagante Gesundheitsprobleme und zu allem Überdruss haben im Laufe des Jahres drei verschiedene Ärzte meinen Gesundheitszustand „fachlich“ beurteilt mit: „Sie sind eben alt, also was wollen Sie noch eigentlich!?“ Es stimmte mich keineswegs nachdenklich, es brachte mich auf die Palme. Unwirsch wies ich jedes Mal darauf hin, dass ich eben gesund sein will und äußerte lautstark meine Verwunderung darüber, dass es den Ärzten nicht einleuchtet warum ich mich mit diesem Anliegen ausgerechnet an sie wende. Der Reihe nach hatte ich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell, Riss in der Hornhaut am linken Auge und arge Verspannungen des Schulter-Nacken-Gürtels. Ich muss nicht explizit erwähnen, dass dies meine Lebensfreude – wenn auch vorübergehend – ziemlich eingedämmt hatte.

Die HNO-Ärztin diagnostizierte das Wasser hinter dem Trommelfell (mein Schädel drohte zu zerspringen jedes Mal, wenn ich gähnte, nieste, hustete oder mich schneuzen musste. Leider war dieses Malheur die Begleiterscheinung einer dramatischen Erkältung und zwar das volle Programm!), gab sich mit ihrer Feststellung zufrieden, merkte scherzhaft an, dass der Schnupfen mit Behandlung etwa 14 Tage lang dauert, ohne Behandlung dann rund 2 Wochen und fügte neckisch hinzu, ich hätte ohnehin genug Humor um dies ohne gröberen seelischen Schäden zu überstehen.

Die Augenärztin wollte mir nicht glauben, dass mir weder ein Splitter ins Auge geflogen war noch Metallspäne oder Ähnliches und bestand darauf, dass es - anhand der Größe der Hornhautverletzung – ein grober Arbeitsunfall gewesen sein musste. Als ich ihr sagte, dass mir bei meinem Beruf höchstens ein „i“ bzw. ein spitzes Rufzeichen ins Auge hätte geraten können, schüttelte sie nur den Kopf und lehnte jede weitere Unterredung mit mir ab. Zwei Tage später bekam ich per Post von der Krankenkasse einen Fragebogen, welches ich tunlichst auszufüllen und zurück zu senden hatte. Die Krankenkasse verlangte von mir die Auskunft über den Tathergang und wollte wissen, ob der vermeintliche Unfall in Trunkenheit, beim Raufhandel oder unter Drogeneinfluss zustande kam.

Das Auge tat verdammt weh und ich war besonders mies gelaunt, da mir die Augenärztin mit dem Augenverband gleich das halbe Gesicht zugeklebt hatte, also beschloss ich, meinen Unmut abzureagieren. Zu diesem Zweck suchte ich die Krankenkasse auf. Ich warf den Beamten lautstark vor, sie würden meine (übrigens nicht gerade unbedeutenden und auf jeden Fall unfreiwilligen) Beiträge unverantwortlich verschwenden für absolut sinnlose administrative Tätigkeiten mit ehrenrührigem Charakter und verlangte vehement eine verbindliche Auskunft darüber, wie die Krankenkasse mit den Geldern der Versicherten wirtschaftet. Nachdem ich mich redlich ausgetobt hatte, verließ ich die, vor Verlegenheit schwitzenden, Beamten mit einer deutlich besseren Laune.

Die letzten zwei Monate des Jahres waren überaus anstrengend, nicht zuletzt deshalb, da das Auftragsvolumen, das etwa seit April stetig anstieg (infolge einer nicht vorausgesehener und teilweise durch die Fachleute ignorierten bzw. abgestrittenen Konjunktur) gegen Jahresende geradezu eskalierte. Aufgrund meiner übersteigerten Arbeitsethik hat sich die Verspannung meiner Rückenmuskulatur in einen steifen Panzer verwandelt. Zu allem Unglück hat mein Boss eine gründliche Renovierung unseres Büros beschlossen und daher unsere Arbeitsstätte kurzerhand in eine Baustelle verwandelt, dies obwohl der übliche Endspurt gegen Jahresende bereits voll im Gange war. Na klar.

Ich landete samt meinem Schreibtisch und ganzen Bergen von Arbeitsunterlagen in einer Ecke des Chefbüros. Mein Buckel wurde nur noch schlimmer als ich mit dem, zwischen Schulter und Ohr eingeklemmten Telefonhörer, unterm Schreibtisch herumkrabbelte und versuchte aus den eingestürzten Haufen die benötigten Mäppchen herauszufischen. Um dem Übel entgegen zu wirken hetzte ich den ganzen Dezember Abend für Abend zur Physiotherapie. Und an dieser Stelle kann ich mit einer lustigen Geschichte aufwarten: die Tochter einer Bekannten aus Prag besuchte zu dieser Zeit irgendein Seminar an der Wiener Uni und brachte mir ein tschechisches Buch, von dem sie meinte, es könnte mir gefallen.

Das Buch hatte in der Tat einen durchaus interessanten Titel: “Das Handbuch für ungehorsame Weiber“. Ich versprach dem Mädel es schnell zu lesen und mein Urteil darüber abzugeben. Gleich nach den ersten Seiten stellte ich fest, dass mir das Buch missfällt. Es war nur bedingt witzig, die Autorin hat die wenigen guten Ideen buchstäblich erschlagen mit absolut unnötigem und fallweise ziemlich peinlichem Gequassel. Schade.

Dennoch: versprochen ist versprochen und so beschloss ich, das Buch bis zum bitteren Ende zu lesen um ein fundiertes Kommentar abgeben zu können. Allerdings wollte ich meine spärliche Freizeit nicht mit der Lektüre eines miserablen Machwerkes vertrödeln, so mühte ich mich redlich durch die Seiten während meiner Behandlungen im physikalischen Institut, da hier von einem entspannten Genießen so oder so keine Rede sein konnte. Eines Abends saß ich dort, gestützt an meine Ellbogen, vor mir das aufgeschlagene Buch, hinter mir Herr Oudney, ein rabenschwarzer Kerl aus Sambia, der meinen wehen Buckel gewissenhaft bearbeitete. Ich lese, Herr Oudney massiert, ich wende das Blatt und ein neues Kapitel kommt zum Vorschein, mit der Überschrift: DER PIMMEL. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass es Zufälle gibt, die gibt es gar nicht... Wenn es der Teufel will, hat der schwarze Bursche irgendwann in Prag studiert, perfekt tschechisch spricht, mir jetzt über die Schulter schaut und denkt, ich wäre eine lüsterne alte Schachtel. Blitzschnell drehte ich das Buch mit dem Rücken nach oben und prompt hörte ich den Kerl hinter mir im einwandfreien Tschechisch fragen: „na, und gibt es in Ihrem Buch auch brauchbare Ratschläge, Frau Meissnitzer?“

Herr Oudney hat nicht in Prag sondern an der technischen Universität in Brünn studiert und lebte dort gleich siebzehn Jahre lang! Wir plauderten nun miteinander tschechisch worauf sich der Nachbar aus der Nebenkoje, no naa - tschechisch, meldete „oh, Herr Oudney, ich hatte keine Ahnung, dass sie auch tschechisch sprechen!“ Es gibt also wirklich Zufälle, die gibt es gar nicht.... und die Welt ist ein Dorf!

Im folgenden Jahr steigerte sich mein Pech weiter. Am 3. Jänner marschierte ich einigermaßen erholt ins Büro. Am nächsten Tag schleppte ich mich bereits mühsam hin, gab aber am frühen Nachmittag auf, am Abend hatte ich schon hohes Fieber und eine ausgewachsene Grippe. Vermutlich habe ich mich am Neujahr von meinem Sohn angesteckt. Die Grippe war im Großen und Ganzen eine fade Sache: Fieber, Schüttelfrost, sämtliche Knochen taten mir weh (bei dieser Gelegenheit musste ich wieder einmal feststellen, dass ich unnötig viele Knochen im Leib habe!) – also eine hundsordinäre Grippe – doch extrem anhänglich.

Wir hielten es miteinander geschlagene 14 Tage aus, bis die Grippe zu meiner jungen Kollegin Gerli überwechselte. Sie rief mich am Sonntagabend an und fragte weinerlich nach, ob ich am Montag kommen könnte, da sie selbst soeben zu sterben gedenke. Am Montag pilgerte ich gutgelaunt ins Büro, wo mich ein absolutes Chaos und Lawinen von Papierkram erwarteten. Ich verbrachte den ganzen Tag mit Sortieren in: wichtig – noch wichtiger – verdammt wichtig – Katastrophe im Anmarsch - und ...... nicht mehr wichtig. Ich schuftete bis die Fetzen flogen denn ich musste selbstverständlich auch die „dahinsiechende“ Kollegin Gerli ersetzen.

Am Donnerstag war mein linkes Auge so rot wie beim Angorakarnickel, am Nachmittag mutierte es zu einem schmalen Schlitz, sodass mein Chef seine Hände rang und mich heim schicken wollte. Ich verharrte dennoch bis zum Abend, ich wollte die Heimfahrt beim Tageslicht und somit etwaige Polizeikontrolle vermeiden.

Abgesehen davon, dass auf meinem Trampelpfad abends kaum noch Verkehr herrscht. Ich dachte, ich hätte meine Grippe nicht restlos auskuriert und mir dadurch eine Bindehautentzündung zugezogen. Am Freitag war das Auge eine Spur besser und da freitags Frühschluss ist, fuhr ich zu Mittag heim und schnurstracks ins Bett. Am nächsten Tag, unterwegs zum Supermarkt, spürte ich plötzlich einen spitzen Stich im linken Auge und beide Augen begannen zu tränen. Ich erledigte meinen Einkauf innerhalb von 12 Minuten, das linke Auge brannte inzwischen teuflisch.

Den Gedanken, meinen Mann per Handy zu bitten mich abzuholen, verwarf ich als ich mir vorstellte wie der Sir geschlagene 5 Minuten brauchen würde um den Hintern und in weiterer Folge den Telefonhörer zu heben, 8 Minuten um sich an- und loszuziehen und weitere 5 Minuten bis er endlich eintrödelt. Ich beschloss heim-zufahren mit dem, dass ich sowieso innerhalb von 5 Minuten zu Hause sein werde. Die Karre ließ ich vor dem Haus stehen und stolperte blindlings zur Haustür, ich schlotterte bereits vor Schmerzen so stark, dass ich nicht mehr mit dem Schlüssel ins Schloss traf. Ich klopfte ans Fenster, mein Mann und mein Schwiegersohn öffneten die Tür. Ich klagte weinerlich über mein jähes Erblinden und mein Mann führte mich zum nächstbesten Fauteuil während unser Schwiegersohn den Notarzt anrief.

Kurz darauf kam Chris mit der tollen Empfehlung des Notarztes, man solle mich schnurstracks nach Lainz bringen. Für die Nichtwiener muss ich erläutern, dass das Krankenhaus Lainz ein großes Areal ist, in dem auch die Geriatrieabteilung untergebracht ist. Vor einigen Jahren sorgte just die Geriatrie Lainz für fette Schlagzeilen als dort plötzlich mehrere Patienten (sog. aussichtslose Fälle) „plötzlich“ verstarben. Wie die Untersuchungen schließlich ergaben, sorgte für die überstürzten Abgänge ins Jenseits das angeblich überforderte Pflegepersonal. Es war damals ein Riesenskandal und seither heißt dieses Krankenhaus offiziell nicht mehr Lainz sondern Hietzing. Als ich es hörte, jaulte ich prompt auf, dass es eine ausgezeichnete Idee sei, da Lainz – wie hinlänglich bekannt ist – eine einschlägige Praxis in Liquidierung alter Schabracken vorweisen kann. Chris stockte und erklärte mir, dass es keineswegs so gemeint war, Lainz wäre das nächstgelegene Krankenhaus, das über eine perfekt ausgestattete Augenambulanz verfügt.

Es war mir im Grunde piepegal wie es gemeint war. Ich zitterte vor Schmerzen wie Espenlaub und wünschte auf der Stelle entsorgt zu werden. Egal wie, Hauptsache sofort! Meine Tochter fuhr mich hin. In der Augenambulanz stellte man einen großen Riss in der Hornhaut fest, der Arzt schmierte mir allerlei Salben ins Auge, verband mir das halbe Gesicht und bestellte mich zur Kontrolle. Am folgenden Tag stellte sich heraus, dass ich zu allem Unglück von dem antiallergischen Pflaster einen Allergieausschlag bekam und das Epithel (die oberste Schicht der Hornhaut - bis zu diesem Tag ahnte ich nicht einmal, dass so etwas überhaupt existiert und jetzt kann ich es sogar lateinisch sagen!) ausgefranst ist. Bei dem Versuch das Epithel zu versäubern damit es wieder zusammenwachsen kann, löste sich wider Erwarten das komplette lateinische Zeug vom Auge. Der Arzt versorgte mich mit starken Schmerz- und Schlaftabletten und meinte, es wird teuflisch, aber wirklich teuflisch wehtun sobald die Anästhesie nachlässt.

Die Betäubung sollte etwa 45 Minuten anhalten und wir rasten heim damit ich noch die Wäsche waschen kann bevor die angekündigte Hölle loslegt. Tags darauf klagte ich dem Arzt, dass ich auf seine Anweisung die halbe Apotheke runterwürgte, ohne dass es geholfen hätte worauf er meinte, dass ich mich verdammt wundern täte, was ich ohne den Drogenkonsum erlebt hätte. Bis Mittwoch hätte ich glatt aus der Haut fahren können, sogar aus meinen fix eingebauten Fettpolstern. Der Gang zum Klo wurde zu einem Halbtagsausflug. Ich schob mich mit geschlossenen Augen, mit den Armen in der Luft herumfuchtelnd, den Teppichrand entlang - aus Angst das gesunde Auge offen zu halten damit sich das Lädierte nicht mitbewegt. Tage wie Nächte verbrachte ich abwechselnd im Fauteuil oder am Häusl wo ich jeweils mehrere Stunden lang den Mut für den nächsten Gang sammeln musste.

Trübsinnig überlegte ich, wen und was ich noch hätte verfluchen können, doch es fiel mir nichts brauchbares ein – Arafat verstarb mir, Bush ist zu zäh und im Übrigen habe ich letztes Jahr sowieso alles und jeden verflucht, was oder wer einigermaßen dazu taugten verflucht zu werden. Am liebsten hätte ich geheult wie ein Schlosshund, ließ es aber lieber bleiben, da ich mich davor fürchtete, was die salzigen Tränen in der offenen Wunde anrichten würden. Ich gab mich also mit einem simplen Schüttelfrost zufrieden und beschränkte meine verbalen Äußerungen auf gedämmtes „haaaaaaaa“ bzw. „iiiiiiiiiih“. Bei der Kontrolle am Mittwoch bekam ich einen neuen Verband in Form einer Kontaktlinse, bis zum Abend beruhigte sich das Auge. Ich ebenso. Die Tatsache, dass ich einen Schmarr’n sehen konnte war nunmehr eine Kleinigkeit. Die Iris war so gut wie verschwunden, die Pupille dagegen so riesig, dass es den Anschein hatte, ich wäre vollgepumpt mit Drogen.

Bis Ende der Woche war das Malheur vorbei, die Wunde hat sich geschlossen, ein funkelnagelneues Epithel nachgewachsen und die Iris nahm nach und nach zu, wie der Mond, jeden Tag ein Drittel Millimeter mehr. Montags darauf, es war mittlerweile der 31.01. – ging ich fröhlich ins Büro - genauer gesagt: ich hatte es zumindest vor. Ich verließ das Haus, sperrte hinter mir zu, machte drei Schritte und blieb stehen um den Hausschlüssel in der Handtasche zu verstauen. Ich machte die Tasche auf und fiel plötzlich seitlich um wie ein Mehlsack. Geschlagene zehn Minuten lag ich flach auf dem Boden und überlegte, ob ich doch nicht plärren sollte – jetzt wo ich mir den Luxus salziger Tränen endlich leisten könnte.

Doch dann verwarf ich diese verlockende Idee, es war bitterkalt, ein scharfer Nordwind wehte und die Gefahr, dass die angefrorenen Tränenflüsse meine zarte Pfirsichhaut beschädigen würden, war einfach zu groß. Allerdings konnte ich nicht mehr aufstehen. Ich kroch auf drei Extremitäten zum Wagen und fuhr zur Werkstätte um den Servicetermin wahrzunehmen. Von dort fuhr mich der Automechaniker Wolfi in mein nahegelegenes Büro. Ich hantelte mich zu meinem Schreibtisch, begleitet von Anteilnahme der ganzen Firma und den obligaten Fragen „um Gotteschristiwillen, was machen Sie denn?“ und verblüffenden Feststellungen „gütiger Gott, Sie machen aber Sachen!“

Ich posaunte herum, dass ich auf einer Eisplatte ausgerutscht bin um nicht den Anschein zu erwecken, ich wäre schon dermaßen vergreist, dass ich nicht einmal mehr auf eigenen Füßen stehen kann. Am Nachmittag wurden die Schmerzen zu heftig, daher rief ich meinen Mann an mit der Bitte, mich im Büro abzuholen und ins Unfallkrankenhaus zu verfrachten. Der diensthabende Arzt urteilte prompt: die Ursache wäre primär altersbedingt, also eine klassische Abnützung. Ich verbat mir diese Anschuldigung mit allem Nachruck.

Der Herr Doktor ließ ein Röntgenbild machen und entschuldigte sich hinterher mit der Feststellung, dass mein Knie innen jugendlicher aussieht als angenommen – ja jugendlicher sogar, als es in meinem Alter angebracht wäre. Was ich da wirklich habe wisse er allerdings nicht. Ich bekam Salben, Schmerzmittel, elastischen Verband und Krücken. Er meinte noch, wenn es sich bis Ende der Woche wieder „geben sollte“, dann wäre es vermutlich eine Prellung oder eine überdehnte Sehne. Widrigenfalls könnte es ein Riss im Meniskus sein und in diesem Fall müsste eine Tomografie gemacht werden, da man dies auf einem Röntgenbild nicht sehen kann.

Mit den Krücken tobte ich mich zwei Tage lang aus - bis ich sie im hohen Bogen in die Ecke warf. Dieses Behelf war lebensgefährlich. Mit solchem Gerät dürfte man eigentlich nicht ohne Waffenschein oder zumindest einer Art von Führerschein hantieren dürfen! Ich gefährdete meine Umgebung im Umkreis von 2 Metern und meine Befürchtung, ich würde mir damit auch die übrigen Extremitäten brechen, war durchaus begründet. Man möge sich nur vorstellen, was Mister Bean mit Krücken aufführen würde. Ich war unvergleichlich besser!

In weiterer Folge bewegte mich durch die Welt in einem 90° Winkel, angelehnt an alle erreichbaren Wände, die Treppe fuhr arschlinks hinunter und kroch auf Händen und einem Fuß wieder hinauf. Dann erinnerte ich mich an die Schulphysik und erarbeitete mir einen machbaren Fortbewegungsmodus - mittels Schaukeln + Vorfall. Es funktionierte recht gut und meine Mitmenschen schüttelten sich vor Lachen. Ein Gehsteigrand war mit dieser Methode allerdings nicht zu erklimmen. Ich wackelte tapfer zur Apotheke um mir die nächste Ration von Salben und Tabletten zu besorgen und scheiterte kläglich an diesem unerwarteten Hindernis.

Der von mir angesprochene junge Mann „lieber Herr, würden Sie mir bitte kurz Ihre Hand reichen?“ half mir zwar ohne mit der Wimper zu zucken, dachte aber offensichtlich ich wäre geistesgestört - er eilte davon ohne meinen Dank geschweige denn eine plausible Erklärung abzuwarten. Schließlich fiel mir ein magischer Spruch ein, den mir einmal meine Freundin Dagmar verriet. Nach einer missglückten Knieoperation wurde sie schon vor Jahrzehnten zum Krüppel, sie geht am Stock, manchmal mit Krücken und ab und zu auch gar nicht. Sie sagte mir, wenn die Not am höchsten ist, droht sie: „Beinchen, Beinchen, tragt mich – oder ich scheiß’ euch an!“ Und die Beinchen - wohlwissend, dass diese Drohung auch für einen Krüppel leicht in die Tat umzusetzen wäre - nehmen ohne weitere Mätzchen wieder ihren Dienst auf.

Mein Beinchen ließ sich erstaunlicher Weise ebenfalls „überreden“ – wenn auch mit Vorbehalt. Nach zehn Tagen konnte ich wieder auf diesem Bein stehen, meistens. Dann kam ich darauf, dass mich die Krankenkasse die ganze Zeit im Krankenstand wähnte. Man behauptete, dass ich in diesem Zustand partout nicht arbeitsfähig sein konnte, da ich keinesfalls ins Büro hätte gehen können. Ich gab den Beamten Recht und präzisierte, dass ich eben nicht hinGING sondern hinWACKELTE.

Daraufhin bezweifelte man ernsthaft meinen gesunden Verstand. Ich wies darauf hin, dass ich ein Problem mit meinem Knie hatte, nicht mit meinem Verstand, um den es hingegen bestens bestellt sei und dieser - zumindest für den Haus- und Bürogebrauch - völlig ausreichend wäre.

ANMERKUNG: Das Copyright liegt ganz alleine bei der Autorin.

Gespenster - von Nadia Meißnitzer - nach einer Idee von Irene Racek

Das Verlies war buchstäblich überfüllt. Überall, wo man nur hinsah, standen Gespenster, saßen Gespenster, lehnten Gespenster, sogar von der Decke hingen welche.

Es war die Gespensterjahresversammlung. Eine traurige Versammlung allerdings war es heuer!


„Gespensterbrüder!!“ sprach das ehrwürdige Altgespenst Harras von Modergrub zu Henkerthal feierlich. „Freunde! Seit Gespenstergedenken leben wir mit den Menschen auf dieser Erde! Des Menschen ist der Tag – uns jedoch gehört die Nacht!“

„Die Geheimnisvolle! Die Wundersame!“ rief das Gespenst Valentin Maria Floribundus, das heimlich Gedichte schrieb und alle Gespenster riefen „Bravo!“ und „So ist es!“

„Doch wehe!“ fuhr der ehrwürdige Harras fort „die Menschen sind nun in den Krieg gezogen. Früher arbeiteten sie und sangen dazu. Jetzt kämpfen sie gegeneinander und stören unsere Tagesruh’ mit ihrem Kriegsgeheul. Sogar in der Nacht, die ja uns gehört, machen sie Höllenlärm mit ihren Kriegsmaschinen. Sie fürchten nicht mehr UNS – sie fürchten EINANDER!“ Die Gespenster schüttelten die Köpfe und riefen „Schande!“ und „Weh! Dreimal weh!“ oder einfach nur „BUUUUUH!“

„Wenn sich die Menschen so benehmen, als ob sie alleine auf Erden wären, werden sie eines Tages wirklich alleine bleiben!“

So beschlossen die Gespenster, damals vor vielen, vielen Jahren, die Erde zu verlassen. Still und heimlich zogen sie durch Ritzen, Fugen und Erdlöcher in die Unterwelt. Kein einziges Gespenst blieb auf der Erde zurück. Kein einziges? GAR KEINES?

Als die Gespenster noch unter den Menschen lebten, zog ein junger Poltergeist namens Franz Haubrand Krause durch die Lande, auf der Suche nach einer Unterkunft. Er ließ sich auf dem Schloss des Grafen Maxenzio Vincente Mascherini nieder, denn das wundervoll modrig duftende und herrlich feuchte Kellerverlies hat es ihm angetan und auch der gräfliche Weinkeller war ganz und gar nach seinem Geschmack. Der Graf selbst, ein recht sonderbarer Geselle, schloss Franz Hadubrand Krause sofort ins Herz und so spuckten sie bald gemeinsam durch die langen Flure des Schlosses und tranken hinterher miteinander den gräflichen Wein im Schlosskeller. „Prost Franzi!“ „Zum Wohle Maxi!“ Nachtein nachtaus.

Als der Krieg ausbrach, entschloss sich Graf Maxenzio, der Krieg, Gewalt und Unrecht über alles verabscheute, zu fliehen. Er wollte weit weit weg, so weit wie nur möglich, er wollte nach Amerika auswandern. Doch Franz fürchtete sich vor dem großen Wasser, das es zu überqueren galt und daher trennten sich die Wege unserer beiden Freunde.

In dieser letzten Nacht saßen sie traurig in ihrem Weinkeller und tranken das allerletzte Mal miteinander. Und weil sie so besonders traurig waren, tranken sie auch besonders viel auf den besonders großen Kummer. Schließlich schneuzte sich Graf Maxenzio ausgiebig und erklärte, es sei ihm etwas ins Auge gefallen. Er wischte sich die Augen, sagte „Oh Franzi, oh teurer Freund, mein Gedanke wird für ewig bei dir weilen!“, schwang sich aufs Pferd und trabte davon. Franz Hadubrand dagegen heulte ungeniert wie dreizehn Schlosshunde und dreizehn Werwölfe zusammen und als der Graf mit seinem Pferd nur noch ein Pünktchen am Horizont waren und dann ganz verschwanden, ging er in den Weinkeller zurück und trank noch ein Weilchen, mutterseelenallein mit seinem Kummer.

So passierte es, dass er die Gespensterjahresversammlung verschlief. Er schlief einen wahrhaftigen Gespensterschlaf, der derart fest und tief war, dass er glatt zwei Jahrhunderte dauerte und noch ein paar Dutzend Jährchen dazu.

In einer Nacht wachte Franz auf. Er streckte sich und reckte sich, hüstelte und räusperte sich. „Uaaaaaaaaaaah-uahahahaaaaaaaaa!“ Es gelang ihm in der Tat ein fabelhaftes Werwolfsgejaule und er war sehr zufrieden. Er entschloss sich, die Schlossgänge mit einem Schwung durchzufegen und wählte dazu ein eindrucksvolles Kettengerassel als Begleitmusik. Er stutzte ein wenig, als er den Stiegenaufgang nicht fand. Die Kellerstiege war zugeschüttet. Doch das störte ihn nicht sonderlich, er schwebte einfach durch die Ritzen hinauf. Zu seiner Überraschung befand er sich gleich unter freiem Himmel.

Die Sterne leuchteten schwach, leichte Nabelschwaden zogen vorüber und in der Ferne sang ein Uhu das alte Loblied der Geister. Der Mond beleuchtete mit seinem fahlen Licht die Schlossruine.  Von dem herrlichen Schloss des Grafen Maxenzio blieb nur noch eine Ruine übrig. Franz Hadubrand gefiel diese Ruine auch recht gut, aber die Erinnerung an seinen Freund Maxi stimmte ihn traurig. Er hüpfte ein bisschen hin und her, aber es machte ihm keine Freude so alleine für sich herumzuspuken.
Ein feines Spinnennetz schwebte durch die Lüfte, besät mit winzigen Tröpfchen, die wie Diamanten glitzerten. Franz fing es auf, schlug es lässig um seinen Hals und derart aufgeputzt, machte er sich auf die Suche nach einem Gespensterbruder.

Oder wenigstens nach einem Menschen.

Er flog, er schwebte und ließ sich vom Nachtwind treiben. In der Früh, sehr zeitig noch, sah er in der Ferne eine merkwürdige Stadt. Seltsame riesige Häuser ragten bis zu den Wolken. Er war sich gar nicht sicher, ob es überhaupt Häuser waren, denn sie sahen ganz anders aus als jene Häuser, die er kannte. Sie hatten weder Türmchen noch Wasserspeier, auch keine geschwungenen Dächer mit Schornsteinen. Sie waren glatt und nackt wie die Gipfel hoher Berge. Aber sie hatten unzählige Fenster, also waren es doch Häuser.

Franz war nicht sonderlich erstaunt darüber, denn er wusste, dass die Menschen eigenartig sind und seltsame Dinge tun – ganz anders als die Geister.

Da die Sonne bald aufgehen sollte, verkroch er sich in einer bequemen Baumkrone und schlief sogleich ein. Am späten Nachmittag wachte er auf und beschloss, die Menschenstadt zu erkunden.

Mit einigen Siebenmeilen-Schritten in den Wolken war er bald über der Stadt. Er sah hinunter auf  die Straße und suchte vergeblich nach vertrauten, von Pferden gezogenen Kutschen und Droschken. Er sah unten Menschen, die in großen Scharen in die eine oder andere Richtung liefen. Und alle starrten stumm vor sich hin.

Mitten auf der Straße standen in langen Reihen klobige Tiere. Franz hatte solche Tiere noch nie gesehen. Sie waren ganz nackt und bunt glänzend wie die Ostereier. Franz setzte sich auf ein, über die Straße gespanntes Seil, auf dem eine rote Laterne hing. Plötzlich brannte statt dem Roten ein grünes Feuer in der Laterne, die Tiere schreckten sich und rannten davon.

„Seltsam“, dachte Franz. „Es muss eine sehr verhexte Stadt sein!“ Da er für die Menschen unsichtbar war, ließ er sich vorsichtig auf die Straße nieder, direkt in die Menschenmenge. Er lief mit den Menschen und kam in ein Haus. Er blieb in einem großen Saal stehen. Auf einmal machte sich eine Wand auf! Einige Menschen liefen durch die Öffnung in eine kleine Höhle und die Wand schloss sich sofort hinter ihnen. Gleich neben ihm öffnete sich die Wand wieder und spuckte viele Menschen aus, die sich eiligst aus dem Staub machten. Franz beobachtete ein Weilchen das sonderbare Schauspiel, bekam aber bald Angst, dass auch ihn die Wand fressen würde und flüchtete Hals über Kopf aus dem gefährlichen Haus.

Er floh hoch hinauf in die Luft. Er zog es vor, erst bei Dunkelheit auf die Erde hinunter zu schweben. Es schien ihm sicherer, die Stadt in der Nacht durchzuwandeln, um nach einem schönen tiefen Keller Ausschau zu halten. So suchte er vorerst nach einer Baukrone, in der er die Dämmerung abwarten könnte, fand aber keine. Er stieg noch ein bisschen höher, da er hoffte, wenigstens ein gemütliches Dachkämmerlein mit Fledermäusen zu finden, und freute sich schon richtig auf eine nette Plauderei mit ihnen. Zu seiner Enttäuschung fand er rundherum gar kein richtiges Dach, geschweige denn ein Dachkämmerlein. Alle Häuser hörten abrupt auf, nur abertausende Drähte ragten oben aus den glatten Flächen heraus.

Verdrossen schwebte Franz hinunter bis er schließlich einen Fenstersims sah. Er setzte sich auf den Vorsprung. Er saß schon eine ganze Weile, als er plötzlich hinter sich Stimmen hörte. Er drehte sich um, schaute durch das Fenster ins Haus hinein und erschrak. Im Zimmer saßen auf dem Boden vier kleine Zauberer. Sie hielten in einer Kiste mit einer durchsichtigen Wand viele kleine Menschen gefangen. Die winzigen Menschen liefen in der Kiste herum, fuchtelten wild mit den Armen und die vier Zauberer lachten böse.

Franz fürchtete nichts so sehr, wie in einer Flasche oder Kiste eingesperrt zu werden. Das ist das schlimmste, was einem Geist passieren kann. Verschreckt flatterte er rasch davon.

Allmählich wurde es dunkel. Franz fand auf der Straße einen Kellereingang und eilte hinein. Unten im Keller standen einige Menschen. Manche unterhielten sich und lachten. Franz schickte sich an, sie zu belauschen, doch eher er sich den Menschen nähern konnte, kam aus einem Loch ein schrecklicher Drache mit funkelnden Augen. „Hiiiiiiiiiiiaaaaaah!“ Vor Schreck erstarrt, presste sich Franz gegen die Kellerwand. Das grauenhafte Ungeheuer hatte am Körper viele Mäuler. Es riss seine Mäuler auf und verschlang im Nu alle Menschen, die vorhin im Keller herumstanden. Dann verschwand es in einem anderen Loch wieder. Nur sein furchterregendes Zähnegeklapper hallte ihm nach. Franz rannte aus dem Keller hinaus und flog wieder so hoch hinauf wie nur konnte,  bis in die Wolken.

Die Wölkchen schaukelten sanft hin und her. Allmählich beruhigte sich Franz, er fühlte sich sogar wohl. Er hüpfte von einer Wolke zur anderen. Er trug ein paar Wölkchen zusammen und türmte sie übereinander. Auf der Milchstraße nahm er dann einen Anlauf und sprang in den Wolkenhaufen hinein. „Juhuuuuuuu!“ War das lustig! Franz schleppte alle Wolken an, die er am Himmel fand und baute sich ein wunderschönes Wolkenschloss. Es war fast genau so schön, wie das Schloss des Grafen Maxenzio. Franz war überglücklich. Vor lauter Freude fing er an zu spuken und die Sternchen lachten und klatschen Beifall.

Sein Glück jedoch währte nicht lange. Mit einem Donnergetöse raste ein riesiger stählerner Vogel durch sein Wolkenschloss und zerstörte es. Franz purzelte zur Erde. Es geschah so rasch, dass er den grauenhaften Feuervogel nicht einmal richtig gesehen hat. Verdutzt blieb Franz am Boden sitzen. Auf dem Beton eines trostlosen Hinterhofes. Ringsum ragten nur schmutzige hohe Mauern empor, in einer Ecke standen zwei Mistkübel, altes Gerümpel lag in der anderen.

„Uhuaaaaaaah!“ machte er missmutig.

„Uhuaaaaaaah!“ tönte  es von oben zurück.

Es kam von einem Fenster im zweiten Stock.

„Ein Gespenst! Ein Geist!“ rief Franz begeistert.

Er flatterte hinauf und schwebte durch das offene Fenster. Im Zimmer, auf einem Bettchen, saß ein Menschenkind und rieb sich die Augen. Genauso, wie Graf Maxenzio es tat bevor er fortging.

„Ist dir etwas ins Auge gefallen?“ fragte Franz besorgt.

„Nein“, sagte das Kind und rieb sich weiter die Augen. „Mir ist nichts ins Auge gefallen. Ich heule bloß.“

„Ich kann auch heulen“, sagte Franz stolz. „Meine Werwolfsheuler sind wirklich einmalig!“ brüstete er sich.

„Ich weine“, erklärte das Kind.

„Aha“, sagte Franz, der nicht so recht wusste, was es bedeutet. „Weinst du gerne? Kannst du wirklich gut weinen? Könntest du es mir auch beibringen?“ „Ich weine überhaupt nicht gerne“, sagte das Kind und zog die Nase auf. „Warum tust du es denn, wenn du nicht magst?“ fragte Franz verwundert.

„Weil ich muss, weil ich traurig bin, weil ich alleine bin“, antwortete das Kind und fing wieder zu weinen an. Franz flatterte ratlos um das weinende Kind herum. „So hör doch auf, ich schenke dir mein schönes Spinnennetz mit tausend Tautröpfchen, die wie Diamanten glitzern“, bot er dem Kind an. „Ich will kein Spinnennetz“, sagte das Kind unglücklich. „Ich bin sooo traurig. Ich bin sooo alleine. Niemand ist bei mir!“, schluchzte es. „Das ist nicht wahr!“ protestierte Franz. Schließlich bin ich bei dir!“

Das Kind hörte zu weinen auf und schaute Franz mit großen Augen an. „Wer bist denn du?“
„Ich bin Franz Hadubrand Krause, mit Verlaub, meines Zeichens Poltergeist“, stellte sich Franz feierlich vor und verneigte sich dreimal. „Ich kann heulen, ich kann spuken, geistern, poltern und überhaupt! So!“, sagte er noch und setzte sich auf die Bettkante.

„Kannst du auch Märchen erzählen?“, wollte das Kind wissen. „Ich weiß es nicht“, meinte Franz verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Wenn du mir sagst, wie man es macht, will ich es gerne versuchen.“

Jetzt musste das Kind lachen. So einen komischen Kerl hatte es noch nie gesehen. Es kannte auch niemanden, der durch ein Fenster zu Besuch kam – wie im Märchen – und dennoch nicht wusste, was Märchen sind. Das Kind wünschte sich sehr, dass Franz bei ihm bliebe.

„Weiß du was?“, sagte das Kind zu Franz „ich werde dir jetzt Märchen erzählen: das Märchen vom Rotkäppchen und das vom Schneewittchen und auch das von der Pechmarie. Und dann erzählst du mir welche. Ja?“

„Abgemacht“, sagte Franz begeistert „nachher erzähle ich dir das Märchen vom Rotkäppchen und das vom Schneewittchen und auch das von der Pechmarie. Ist es so richtig?“

„Nein“, erwiderte das Kind. „Du musst mir DEINE Märchen erzählen. Du denkst dir einfach etwas aus und das wird dann dein Märchen. Möchtest du unter meine Decke kommen?“

Franz kuschelte sich schnell unter die Decke. Er blieb dort die ganze Nacht und schlief am Tag im Kasten mit den Teddybären und der Puppe Erika. Und am Abend huschte er zum Kind ins Bett und erzählte ihm Märchen. Solange, bis es einschlief. Und wenn Franz gerade kein Märchen einfiel, ließ er sich vom Kind eines erzählen.

Nachmittags, als das Kind vom Kindergarten nach Hause kam, sah es immer zuerst im Spielzeugkasten nach. Franz war da. Er lächelte glücklich im Schlaf. Und am Abend, als das Kind zu Bett ging, huschte er schnell unter seine Decke.

Eines Tages baute das Kind aus Bausteinen ein richtiges Spuckschloss, damit es Franz auch tagsüber recht gemütlich hat.

„Was erzählst du den da?“ fragte eines Abends die Mutter als sie hereinkam um dem Kind einen Gutenachtkuss zu geben. „Ich unterhalte mich mit meinem Freund Franz!“ sagte das Kind stolz. „Ich dachte, dein Teddybär heißt Mischa“ wunderte sich die Mutter. „Ich rede nicht mit Mischa“, erklärte das Kind. „Mein Freund Franz ist auch kein Teddybär sondern ein Poltergeist und wir erzählen uns Märchen.“

„Poltergeist!“ sagte die Mutter und schüttelte den Kopf. „Es gibt keine Geister, Martin. Du träumst schon, noch bevor du richtig schläfst. Na dann – gute Nacht Herzchen.“
Die Mutter strich die Decke glatt und machte die Tür hinter sich leise zu.

„Träume ich dich, Franz?“ fragte das Kind besorgt. „Aber wo!“ sagte Franz rasch. „Weiß du, die Menschen können uns gar nicht sehen. Deshalb glauben sie auch nicht, dass es uns gibt. Nur für unsere Freunde können wir uns sichtbar machen. Und du bist mein ganz besonderer Freund.“

„Ich weiß nicht“ sagte Martin zweifelnd. „Ich habe gehört, dass die Gespenster gerade den bösen Menschen erscheinen. Sie erschrecken dann fürchterlich und fallen tot um. Oder sie stottern für immer und ewig.“

„Unsinn“, erwiderte Franz. „Das, was die bösen Menschen sehen, ist ihr eigenes schlechtes Gewissen. Die Feiglinge wiederum sehen nur ihre eigene Angst und glauben, es wären Geister. So ist es! Und heute bist du an der Reihe. Welches Märchen erzählst du mir heute?“

Und so sitzen die beiden in Martins Bettchen und erzählen sich Märchen. Nachtein, nachtaus.

Anmerkung:

Der Text dieser Geschichte wurde so niedergeschrieben, wie übernommen. Das Copyright liegt ganz alleine bei Nadia Meißnitzer und Irene Racek. 

Samstag, 22. Januar 2011

Urlaub 2007

Vergleich zu den Vergangenen verlief unser Urlaub heuer ungewöhnlich friedlich und dies obgleich die verbale Durchschlagskraft meiner besseren (zumindest seiner Meinung nach) Hälfte mit den Jahren in keiner Weise an „Biss“ verloren hatte, genaugenommen scheint mir der Kerl mit der Zeit immer bissiger zu werden. Das Vorspiel begann schon vor einigen Monaten als ich ihn löcherte, er müsse einen neuen Reisepass beantragen, da der alte in Kürze ablaufen wird. Er empfahl mir, mich um meine eigenen Sachen zu kümmern, wobei sein authentischer Kommentar zur Sache kaum widergabetaugliche Worte enthielt und öffentlich-rechtlich eher als eine Reihe von „pieps“ reproduzierbar wäre.

Als wir letztes Jahr den Sechziger feierten, luden wir zu der gemeinsamen Feier auch meinen gleichaltrigen Exgatten Yves ein, selbstverständlich samt seiner bereits seit langem bestehenden Gattin Nicole. Ich und Yves sind im vergangenen Jahrhundert etliche Jahre Brieffreunde gewesen, in weiterer Folge waren wir nur kurz verheiratet und während dieser Zeit langweilten und nervten wir einander. Nach erfolgter Scheidung wurden wir wieder gute Freunde. Kurz bevor wir unseren gemeinsamen „180ziger“ feierten, ging Yves in die Rente und somit konnten sich die beiden endlich ihren Lebenstraum erfüllten.

Sie verkauften ihr hübsch renoviertes Bauernhäuschen bei Chartres, lösten ihre Gemeindewohnung in Paris auf und übersiedelten ins südfranzösische Montady. Und sie bestanden darauf, dass wir sie ebendort zu besuchen. Wir planten unseren Besuch für heuer ein, für die letzte Septemberwoche. Sohn Martin spendierte uns als Weihnachtsgeschenk die Flugtickets nach Barcelona (und retour!), Sohn Philip buchte für uns das Mietauto, mit dem wir von Barcelona nach Südfrankreich (und retour!) reisen wollten. Ein tschechisches Sprichwort sagt, dass „der Fisch und der Gast nach dem dritten Tag stinken“, also wollte ich es tunlichst vermeiden unseren Freunden eine geschlagene Woche am Genick zu picken und schlug vor, die ersten zwei-drei Tage in Barcelona zu verbringen. Zu unserer Überraschung war nicht nur unser Hotel (von dem wir das letzte Mal hell begeistert waren) restlos ausgebucht, sondern sämtliche Hotels Barcelonas und dies schon zwei Monate im Voraus.

Just in der letzten Septemberwoche fand dort entweder eine Messe oder ein Kongress statt, so genau weiß ich es nicht da die Dame an der Rezeption genauso miserabel französisch sprach wie ich englisch. Daraufhin konsultierte ich das Internet. Von Barcelona bis Montady ist es „nur ein Katzensprung“, nicht einmal 300 Km. Auf der Landkarte entdeckte ich – fast auf der Strecke - Andorra. Nun ja, ein Abstecher von rund 100 km. Dieser Zwergstaat hat mich schon in meiner Kindheit fasziniert als ich hörte, dass die Bewohner dieses armen Landes vorwiegend vom Schmuggel lebten.

Die Vorstellung eines samt und sonders vermummten Volkes, dass auf den Zehenspitzen leise über die Pyrenäen schleicht, in jeder Hand eine altertümliche Pistole, mit verschlissenem Sack voll Schmuggelgut (was immer es auch sein mag) am Buckel, sich nur flüsternd hinter vorgehaltener Hand bzw. mit Geheimzeichen verständigt und stets verstohlen um sich blickt ... fand ich ungeheuer romantisch. Natürlich weiß ich längst, dass Armut nichts Romantisches an sich hat und Andorra, gottlob, bereits seit geraumer Zeit kein armes Land mehr ist. Doch allein an dem Klang von „Andorra“ pickte immer noch ein Hauch der Magie aus meiner Kindheit.

Im Internet fanden wir auf Anhieb ein günstiges Dreisternehotel, ein Doppelzimmer mit Frühstücksbuffet um 65 Euro und buchten übermütig zwei Nächte. Erst hinterher fragte mich mein Mann, was dort eigentlich zu besichtigen wäre. Also stieg ich erneut ins Internet und las zu meiner Verblüffung Folgendes: „Empfohlene Sehenswürdigkeiten (4): 1) Coll Arenys, Art der Attraktion: Berg, 2) Pic de l’Estanyo, Art der Attraktion: See, 3) Casa della Calle, Art der Attraktion: Regierungsgebäude, 4) Vall del Riu, Art der Attraktion: Tal.“ Na bumm! Bei der Größe des Fürstentums schätzte ich, dass man das volle Programm absolvieren könnte indem man sich einmal um die eigene Achse dreht. Hinterher kam ich allerdings drauf, dass ich Depp mich verschaut habe und statt dem Fürstentum Andorra nur dessen Hauptstadt, die Andorra La Vella heißt, angeklickt habe und auch diese mehr zu bieten hat, als auf der Homepage so lakonisch avisiert wurde.

Die Homepage handelte zwar die Sehenswürdigkeiten knapp ab, pries aber endlos das Fürstentum als wahres Einkaufs- und Touristenparadies an, was nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken sei, dass dort praktisch keine Steuern erhoben werden. Doch am ausführlichsten waren die „nützlichen und interessanten Insider-Informationen über alle Lebensbereiche“, gerichtet an potentielle Einwanderer um die Andorra auf ihrer Homepage so wortreich buhlt. Ich hätte mich beinahe überreden lassen, hätte ich nicht eine winzige Anmerkung gelesen, nämlich dass man die dortige Staatsbürgerschaft erst nach 25 Jahren Aufenthalt erwerben kann.

Bei meiner Lebenserwartung, die ich optimistisch besonders hoch einschätze, würde ich trotz meines Alters (das sich neuerdings in der großzügigen Verwendung von Anti- bzw. pro Age Kosmetik niederschlägt) zwar diese lange Wartezeit wegstecken, doch ein viertel Jahrhundert später werde ich mit dieser Extravaganz kaum mehr prahlen können. Ich nehme zwar an, dass meine Altersgenossen immer noch da sein werden, jedoch ein Teil davon wird zweifelsohne mit diversen Geriatrieworkshops und allerhand angesagten fernöstlichen Gesundheitsprogrammen total ausgebucht bzw. gestresst sein während sich der andere Teil, die ums Verrecken Jungbleibenwollenden, als fiktive knackige Twens in einer virtuellen Welt des Second Life tummeln wird.

Und die Jugend ist heutzutage ohnehin kaum zu beeindrucken. Andorra ist einer der Zwergstaaten Europas, hier Interessens halber eine kleine Übersicht:

Der Staat Vatikanstadt ist der wiedererstandene Rest des ehemaligen Kirchenstaates, diese absolute Monarchie wurde 1929 durch Lateralverträge zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich Italien gegründet, der Chef ist – no naa – der Papst (0,44 km², 932 Einwohner, davon 552 Staatsbürger, Amtsprachen Latein, italienisch und deutsch).

Das Fürstentum Andorra ist ein feudales Überbleibsel, seit dem Jahr 1278 unabhängig und wird von Bischof von Urgell (Spanien) und dem jeweils amtierenden französischen Staatspräsidenten (in ihrer Funktion als Co-Fürsten) gemeinsam verwaltet. (468 km², 73.000 Einwohner, Amtsprache katalanisch)

Fürstentum Liechtenstein ist eine konstitutionelle Erbmonarchie (160,48 km², 34.905 Einwohner, Amtssprache deutsch bzw. das, was man dort fälschlicher Weise für Deutsch hält)

Republik San Marino ist die älteste Republik der Welt mit einer Geschichte, die bis auf das Jahr 301 zurückgeht, die Chefs (capitani reggenti) sind der Staatsoberhaupt und der Regierungschef (60,57 km², 30.308 Einwohner, Amtsprache italienisch)

Fürstentum Monaco ist wieder ein Stadtstaat mit konstitutioneller Erbmonarchie (1,97 km², 32.000 Einwohner, Amtsprache französisch)
Republik Malta ist ein Inselstaat, seit 1964 vom Vereinigten Königreich unabhängig, der Boss ist der Staatspräsident (316 km², 405.577 Einwohner, Amtssprache maltesisch, englisch)

Als letzten Zwerg Europas führt Wikipedia die Kanalinseln Guernsey, Jersey und Isle of Man an, die zwar weder ein Teil des Vereinigten Königreiches noch eine britische Kolonie jedoch zur Gänze im Besitz der Britischen Krone sind.

Die Färöer Inseln mit ihrer Fläche von 1.395,74 km² und 48.451 Einwohnern gelten nicht als Zwergstaat, da sie eine „gleichberechtigte Nation innerhalb des Königreiches Dänemark“ (wie auch Grönland) und daher nur halbautonom sind. Der Boss ist hier die dänische Königin. Immerhin können sie sich mit einem der ältesten Parlamente der Welt brüsten.

Eine andere Quelle bezeichnet auch das Großherzogtum Luxemburg als Zwergstaat, doch dieses Land kann da mit seinen 2.586 km² und 474.413 Einwohnern bestenfalls als Riesenzwerg (oder Zwergriese?) mithalten - auch wenn es, gleich nach Malta, das zweitkleinste Mitglied der EU ist.

Eine Woche vor der Abfahrt stellte mein Mann fest, dass mit dem Ansuchen um den neuen Reisepass das alte Dokument abzugeben sei, das Neue innerhalb von 5 Tagen zugestellt wird, diesmal allerdings mit Vorbehalt, da die Staatsdruckerei just jetzt zwei Tage „blau“ macht. Zwei Monate lang wollte er sich „rechtzeitig kümmern“ um sich dann im letzten Moment zu entscheiden, dass er dies gar nicht muss, da man in der EU sowieso mit einem abgelaufenen Pass oder einem Führerschein herumreisen darf. Etwa einen Monat zuvor machte ich ihn darauf aufmerksam, dass Andorra nicht in der EU ist, folglich ein gültiger Reisepass sehr wohl benötigt wird.

Jetzt meinte er, ich solle keinen Unsinn reden, Andorra muss schon aufgrund der geographischen Lage als Enklave zwischen Spanien und Frankreich automatisch in der EU sein. Ich zeigte ihm Schwarz auf Weiß, dass man genau dies nicht muss und auch nicht ist. Es folgte prompt seine Meinung über die Idioten in Andorra, ihre unsinnigen Gründe, das österreichische Passamt, die Staatsdruckerei und zur Sicherheit schloss er in seine flammende Rede auch mich ein. Ausführlich, niederschmetternd und vor allem sehr laut. Ich hatte weder Lust noch Chance klarzustellen, dass dieser Zwergstaat offensichtlich vom Tourismus der einkaufswilligen Nachbarn lebt, wobei man die Preise eben durch den Wegfall von Steuern attraktiv gestalten kann. Im Falle eines Beitritts hätte Andorra die Steuern einführen bzw. der Europäischen Union anpassen und somit auf die Haupteinnahmen verzichten müssen. Also nahm ich gelassen zur Kenntnis, dass nicht nur ich dämlich bin, sondern ganz Andorra, die österreichischen Behörden sowie auch gleich der Rest der Welt. Die logische Schlussfolgerung dieser (wenn auch einseitigen) Unterhaltung war, dass es auf der ganzen weiten Welt nur einen einzigen wirklich intelligenten Menschen gibt – und das ist ausgerechnet mein Mann. Und darauf bin ich natürlich mächtig stolz!

Der Reisepass wurde dennoch rechtzeitig ausgestellt, unser Schwiegersohn Chris brachte uns in aller Herrgottsfrühe zum Flughafen und Sohn Philip lotste vom Turm aus unseren Flieger fachmännisch in die Lüfte. Die Reise verlief angenehm, das Flugzeug war nicht vollgestopft und so hatten wir ausreichend Platz um etwaige Kollision unserer Breitseiten zu vermeiden. Auf dem Flughafen in Barcelona fanden wir mehr oder weniger problemlos das Mietauto und machten uns auf den Weg nach Andorra, wo wir nach einem relativ kurzen Herumkreisen unser Hotel erreichten. Ich hatte zwar eine detaillierte Wegbeschreibung aus dem Internet, der Haken an der Sache war, dass man die angegebenen Anhaltspunkte erst dann sehen konnte als man bereits vorbeigefahren war. Andorra la Vella ist regelrecht eingezwickt zwischen den Bergen (mein Mann schätzte die Breite der Talsohle auf kaum 300 m), die Straßen dementsprechend eng, meist Einbahnen und so findet man kaum Wendemöglichkeiten. Zum Glück mussten wir doch nicht erst nach Spanien oder Frankreich wieder ausreisen um dort wenden zu können wie ich vorerst befürchtete.

Das Hotel selbst war sehr angenehm und das Frühstücksbuffet ließ keine Wünsche offen, sogar der Frühstückskaffee war ein waschechter Kaffee und nicht die übliche Allerwelt-Frühstücksbrühe. Schon der erste Augenschein ergab, dass Andorras Homepage mit der Wahrheit äußerst freizügig umgeht. Die Preise sind alles andere als günstig, meist höher als in Österreich, zum Teil sogar ziemlich hoch. Das einzige Highlight sind die spottbilligen Zigaretten (aus heimischer Erzeugung). Ich kaufte mir keine, da es keine „king size“ gab. Genaugenommen kaufte ich so gut wie gar nichts - obwohl ich mich bereits vor der Abreise, fehlgeleitet durch die verlogene Homepage, auf einen richtigen Kaufrausch eingestellt und mich auch schon tierisch darauf gefreut hatte. Nicht nur, dass das Preisniveau nicht gerade kundenfreundlich ist, auch die Ladenöffnungszeiten sind zu viel knapp um, mit einem unverbesserlichen Optimismus allerdings, eventuellen Schnäppchen nachzujagen. Das vermeintliche Einkaufsparadies öffnet seine Türe und Tore von 10:30 bis 12:00 Uhr und dann erst wieder von 15:00 bis 19:00 Uhr.

Also hatschten wir im Kreis durch die malerische Hauptstadt, beäugten die stolzen Preise und die nicht minder stolzen Berge. Meinen Mann faszinierten die rundherum steil in den Himmel ragenden Bergwände, in die man Terrassen für den Häuserbau regelrecht eingefräst hatte wobei der ausgebrochene Stein gleich als Baumaterial verwendet wurde. Es war beeindruckend und irgendwie auch beängstigend. Ich habe gelesen, dass nur 2% der nicht bebauten Fläche Andorras für die Landwirtschaft genutzt werden können, bei der Größe und Beschaffenheit des Landes denke ich, dass mit der „landwirtschaftlichen Nutzung“ vor allem die Blumentöpfe der Bewohner gemeint sind. Und wir besuchten einen sehr kleinen Friedhof, das aus mehreren schmalen mehrstöckigen Häuschen (terrassenartig angeordnet), mit „Schubläden“ bestand – na klar: „einbuddeln“ dürfte in Andorra ein überaus mühsames und vor allem ein besonders kostspieliges Unterfangen sein.

Was sich nebenbei in der Luft recht unangenehm bemerkbar macht, da die Kanalisation nicht tief genug liegen dürfte. Gegenüber dem Friedhof war eine Bushaltestelle. Kaum wir uns hingestellt haben, kam auch schon der Bus. Nachdem ich mich mit dem Buschauffeur auf französische Sprache als Kommunikationsmittel geeinigt habe, fuhr er mich schroff an, dass wir kein Recht dazu hätten ihn anzuhalten, da er an dieser Stelle weder stehen kann noch darf. Ehe ich antworten konnte stieg eine Frau aus, mit einer internationalen Handbewegung negierte sie den gesunden Verstand des Fahrers und lud mich mit einer nicht minder verständlichen Geste zum Einsteigen ein.

Wir stiegen ein indes sich im Bus eine lebhafte Diskussion in Katalanisch entfachte, das Gespräch aber bald nach rückwärts abwanderte wo es im gedämpften Lachen und Gemurmel verhallte. Und der Fahrer setzte endlich seinen weder stehen könnenden noch dürfenden Bus in Bewegung. Mehr oder weniger. Der Straßenverkehr in Andorra la Vella ist von einem permanent drohenden Verkehrsinfarkt geprägt, fast an jeder der winzigen Kreuzungen „tänzeln“ Verkehrspolizisten mit Funkgeräten, bemüht das Übel in den Griff zu bekommen. Wenn man weiß, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in Andorra gratis sind, ist es sehr verwunderlich, dass sich die Bevölkerung lieber auf eigener Achse dahinquält.

Wir machten einen Ausflug nach Ordino, ein verschlafenes Miniaturstädtchen, wo sich rein gar nichts abspielte, die Kirche war geschlossen und ein Straßencafé offen. Wir tranken einen ausgezeichneten Espresso, wollten das örtliche Museum besuchen, das aber geschlossen war und mein Mann fand schließlich ein Museum der Miniaturen, das immerhin offen hatte. Die Dauerausstellung von Arbeiten eines ukrainischen Künstlers war in der Tat beeindruckend.

Man konnte die Prachtstücke nur unter Mikroskop betrachten, wie z.B. eine Kamelkarawane samt Pyramide und Palmen im Nadelöhr, mit bloßem Auge war nur die Nadel zu sehen. Oder die Initialen des Künstlers, geritzt auf der Spitze eines menschlichen Haars, welches ohne Mikroskop kaum sichtbar war. In dem offenbar einzigen Souvenirladen ergatterte ich Postkarten aber keine Briefmarken, die gab es nur auf dem Postamt und das Postamt hatte zu. Die Briefe werden wahlweise durch die französische oder spanische Post befördert, also wollte ich die Postkarten am nächsten Tag aus Frankreich abschicken, vergaß darauf und brachte sie mit nach Wien.

Damit ich Andorra doch nicht mit leeren Händen verlasse, entschied ich mich im letzten Moment für ein Mitbringsel aus unserem Hotelzimmer. Selbstverständlich auf meine Art! Ein anständiger Mensch klaut im Hotel ein Handtuch oder zumindest einen Waschlappen, die versierten Reisenden lassen ein Duschtuch oder einen Bademantel (sofern bereitgestellt) mitgehen. ICH dagegen STEHLE NICHT! Also verhandelte ich mit der Rezeption, die wiederum mit der Hotelleitung per Telefon endlos rumdiskutierte, bis ich eine Stunde und 100 € später den einzigen Sessel aus unserem Zimmer ins Auto packen durfte. Und den Wachlappen klaute ich doch! Meine Familie und einige Freunde, denen ich darüber berichtete, nahmen meine neueste Extravaganz praktisch kommentarlos hin, der einzige, der den Kopf schüttelte, war mein Mann – als ihm endlich dämmerte, das wir das Trumm nicht nur nach Frankreich sondern von dort nach Barcelona und danach irgendwie bis nach Wien schaffen müssen.

Er sprach mir wieder einmal jeglichen Funken von Intelligenz ab, was mich nicht juckte – ich brauche ja nicht gescheit zu sein, ich habe doch IHN. Nicht desto trotz entwickelte ich flink Plan A (per Bahn nachschicken lassen), Plan B (als Reisegepäck mitnehmen) und sicherheitshalber auch Plan C (wenn alle Stricke reißen: Yves und Nicole im nächsten Frühjahr nach Wien einzuladen und sie gleichzeitig mit dem Möbeltransport zu beauftragen). Plan A verwarf ich, da die Beförderung per Bahn auf diese Entfernung relativ kostspielig wäre und das gute Stück möglicherweise nicht heil ankommen würde. Plan B klappte dagegen vorzüglich. In Frankreich kauften wir im Baumarkt eine quietschgrüne feste Komposttasche, stopften unsere schmutzige Wäsche rein, stellten darauf den Stuhl, den ich vorher mit Verpackungsplastik (das Zeug mit den Bläschen, die so herrlich platzen wenn man sie einzeln knackt) umwickelte, zwängten meine Reisetasche zwischen die Lehnen und schnürten das Ganze zusammen so, dass die Henkel der Komposttasche frei waren.

Für das Abwiegen des außerirdischen Reisegepäcks mussten allerdings unsere schlanken Freunde herhalten, da unser Gewicht samt Zuwaage die Skala der Badezimmerwaage krass überforderte. Immerhin blieb das Gebilde nach Abzug des Lebendgewichtes meines „Gatten a.D.“ unter 20 kg und trotz aller Unkenrufe meines amtierenden Gemahls (das Klumpert wäre zu breit für das Förderband am Flughafen und wird ohne bzw. samt uns in Barcelona stecken bleiben), wusste sich das Flughafenpersonal zu helfen und beförderte das quietschgrüne Ungetüm anstandslos und ohne Aufpreis bis nach Wien. Jetzt steht das unscheinbare Ding bescheiden in meinem Zimmer und meine Katze Mariedel freut sich ungemein über das neue Schlafplätzchen.

Der Grund, weshalb ich auf das gute Stück gar so scharf war, ist ganz prosaisch: es ist ein ungewöhnlich niedriger Lehnstuhl, der dennoch so breit ist, dass mein keineswegs normgerechter Hintern darin bequem Platz findet. Es ist eine stabile gute Handarbeit. Mit meinen 1m53 habe ich mit den normalen Sitzgelegenheiten so meine Probleme: wenn ich mich beim Sitzen nicht auf die Zehenspitzen stütze, klemme ich mir den Sitznerv ein und meine Füße schlafen ein.

Und nun folgt die Abhandlung über den französischen Teil unseres Urlaubs. Der Ordnung halber beginne ich mit einigen Daten aus dem Internet:

Gesamtfläche: 672.352 km², 64,102.140 Einwohner, jeweils samt Überseegebieten. Damit nimmt Frankreich bei der Bevölkerungszahl der EU den zweiten Platz ein, nach Deutschland. Die eigenständige Geschichte des Landes beginnt erst mit der Aufteilung des Reiches vom Karl des Großen (Charlemagne) unter dessen Enkel, was mit dem Vertrag von Verdun im Jahre 843 geschah. Im Laufe ihrer Geschichte hat sich die Grande Nation nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Andererseits fällt mir ad hoc nicht ein, welches Land dies tat – abgesehen natürlich von den jeweils im nachhinein mit viel Eifer und Phantasie selbstgestrickten ruhmreichen Vergangenheiten, mit denen sich jedes Volk gerne schmückt. Aber das ist natürlich eine andere Geschichte.

Yves und Nicole wohnen jetzt in einer relativ neuen Gartensiedlung am Rande von Montady, einem Städtchen mit rund 2.500 Einwohnern, das es nach sieben Jahren immer noch nicht geschafft hat, seine eigene Erweiterung zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn kartographisch zu erfassen. Das Internet ignorierte die angegebene Adresse und schlug mir immer wieder die Stadtmitte vor. Nachdem ich vor Ort ohne Erfolg herumfragte, landete ich schließlich im Rathaus, wo man mir statt Antwort eine Kopie des handgezeichneten Lageplans in die Hand drückte. Danach fanden wie die Adresse auf Anhieb und wurden wärmstens empfangen, wenn auch mit einiger Verspätung. Monsieur und Madame waren nicht zu Hause, eine Rücksprache per Handy ergab, dass Yves das Datum verwechselte und uns erst am nächsten Tag erwartete.

Die beiden stürmten gerade die Lebensmittelläden in Narbonne um beträchtliche Proviantvorräte für unseren bevorstehenden Besuch herbeizuschaffen. Wir nutzten deren Abwesenheit und fuhren nach Pezenas, ein malerisches Städtchen im Departement Hérault, das 300 vor Christi gegründet wurde und heute rund 7.600 Seelen zählt. Am Hauptplatz tranken wir in einem Straßencafé ein ausgezeichnetes Espresso. Wir haben Andorra vor 11 Uhr verlassen, mittlerweile wurde es spät nachmittags und die Speiselokale waren noch geschlossen. Und da begangen wir einen unverzeihlichen Frevel indem wir uns ausgerechnet beim allgegenwärtigen McDonald „Erste Hilfe“ holten.

Über unseren Besuch in Frankreich lässt sich eigentlich nicht besonders viel berichten. Wenn ich so zurückdenke, fraßen wir die meiste Zeit. Das Essen war – wie erwartet – vorzüglich und viel zu viel! Unsere Gastgeber haben ganz offensichtlich unsere Aufnahmekapazität nach unserem beeindruckenden Volumen berechnet, auch wenn sie es hinterher nicht zugeben wollten. Sie ließen sich nicht lumpen und kredenzten, nebst den verschiedensten Leckerbissen in Hülle und Fülle, auch Austern und Garnelen, Wir futterten was das Zeug hielt und verzichteten dabei auf schlechtes Gewissen. Das bekamen wir allerdings hinterher, als wir uns die Preise in den Läden angeschaut haben. Das allerteuerste in Südfrankreich ist Gemüse, Obst und Fische, nur die Austern sind im Vergleich mit Österreich relativ günstig.

Seit einiger Zeit spielten wir mit dem Gedanken, uns ein Häuschen in Südfrankreich zu kaufen. Unsere Kinder waren von dieser Idee natürlich hellbegeistert und malten sich aus, wie sie dann mit ihren Familien die Ferien mitten in dieser „Romantik pur“ verbringen werden. Auch unsere Freunde hätte man dazu nicht erst mühsam überreden müssen. Obwohl dieser Landstrich schon durch den Klang seines Namens Sehnsüchte weckt, vor Ort verdampft die Romantik im Wassermangel und was die sengende Hitze nicht schafft, bläst der heiße Wind davon. Natürlich gibt es dort jede Menge traumhafte Fleckchen, mit allem drum und dran was das Herz begehrt, allerdings jenseits einer – wenn auch tüchtig gefüllten - mittelständischen Geldbörse. Sowie in Castelnau de Guers, wo meine alte Schulfreundin glücklich mitten im sprichwörtlichen französischen Paradies residiert und es sich offensichtlich leisten kann, ihre paradiesische Zustände zu erhalten. Sie lud uns zum Mittagessen ein und wir verbrachten mit ihr, ihrem reizenden Mann und ihrer „Astralschwester“ (einer Französin, die am gleichen Tag geboren wurde) einen überaus reizvollen Nachmittag.

Obwohl unsere Freunde in der Vergangenheit eher selten auf die Butterseite gefallen sind, so konnten sie sich immerhin einiges zusammensparen, aber die Ersparnisse reichen heutzutage nur für eine, vom lieben Gott weniger bevorzugte Gegend aus. Vor ein paar Jährchen wurde Südfrankreich von Engländern und Schweden entdeckt, die sich mit ihrem Geld im eigenen Land verdammt schwer tun würden während sie hier tatsächlich wie Gott in Frankreich leben können. Es kam zu einem „run“ auf die Grundstücke, ein Umstand der die Preise gehörig in die Höhe trieb. Mein Mann studierte die Angebote der zahlreichen Immobilienbüros in der Gegend und wir kamen zu der Ansicht, dass wir eigentlich genau dort bestens aufgehoben sind wo wir ohnehin sind, nämlich in Wien. Und die reizvollste Seite Südfrankreichs können wir sowieso hin und wieder eine Septemberwoche lang bei unseren Freunden genießen.

So zum Beispiel einen Ausflug nach Béziers, einem weiteren wunderschönen Städtchen an der Via Domitia (der ersten römischen Straße im alten Gallien, die einst Italien mit Spanien verband) mit seiner 2.700 Jahre alten Geschichte, das im 8. bis 2. Jahrhundert vor Christi eines der wichtigsten Städte des keltischen Mittelmeerraumes gewesen ist. Überwältigend ist die Schleusentreppe von Fonserannes am Canal du Midi, die über 300 m lang ist und seinerzeit 21,5 m Höhe zu überwinden hatte. Die unterste Schleusenkammer ist heute nicht mehr im Betrieb, da der Canal du Midi bereits in der 7. Kammer abgezweigt wird und über eine Kanalbrücke den Fluss Orb überquert und so den Hafen von Béziers erreicht.

Es ist ein echtes Kuriosum, da diese Brücke nicht für den Verkehr bestimmt ist sondern einzig und allein als Wasserbett des Canal du Midi dient, dessen Wasser sie (buchstäblich im hohen Bogen) über den Fluss führt. Heute heben 6 Schleusenkammern die Schiffe um 13,6 m an. Im Jahr 1983 wurde (als Alternative zu der bestehenden Schleusentreppe) gleich daneben ein modernes Schiffshebewerk erbaut, das allerdings außer Betrieb ist. Laut Yves ist die Konstruktion nicht technisch ausgereift und hat angeblich nie funktioniert – ganz im Gegensatz zu der, aus dem 17. Jahrhundert stammender Schleusentreppe. Sowohl die Trassenführung des 241 km langen Canal du Midi als auch die damit verbundenen rund 350 technischen Bauwerke wurden von einem Beamten und Ingenieur aus Béziers namens Pierre-Paul Riquet geplant, der auch sämtliche hiezu erforderlichen Verträge aushandelte, die Bauarbeiten überwachte und das Monsterprojekt zum Teil selbst finanzierte.

Es ist umso erstaunlicher, da er seine diesbezüglichen Fähigkeiten im Selbststudium erworben hat! So ist in Béziers nebst dem Wunderwerk eines Autodidakten auch ein Denkmal der Überheblichkeit moderner Technik des 20. Jahrhundert zu besichtigen. Es sei noch gesagt, dass es Monsieur Riquets größter Wunsch gewesen ist, die Eröffnung seines Lebenswerkes zu erleben, was ihm leider versagt blieb. Um das Bauvorhaben voranzutreiben, steckte er in dieses Projekt sein ganzes Vermögen und stürzte sich obendrein in immense Schulden.

Er starb rund 7 Monate vor der Fertigstellung des Bauwerkes (das sein ältester Sohn zu Ende führte) und dessen feierlicher Eröffnung in Toulouse. Seine Nachkommen erbten einen riesigen Schuldenberg und brauchten viele Jahre um die Kredite abzustottern, die der Vater für den Kanalbau aufgenommen hatte. Da aber Riquet (und damit auch seine Erben) vom König das Privileg auf die Einnahmen aus dem Kanal erhielt, konnte die Familie Riquet letztendlich durch den Canal du Midi hohe Erträge lukrieren. So fand die Story doch ein Happyend, was in der Geschichte nur äußerst selten vorkommt.

Wir haben auch ein nahes Hütemuseum besucht. Der Besitzer hat im Laufe der Zeit mehrere Hundert Stück Kopfbedeckungen zusammengetragen und bemühte sich, diese einigermaßen thematisch zuzuordnen. Die Damenhütte hätte ich am liebsten alle einzeln probiert, man kann sie auch ausleihen. Auch wenn sie als Kopfschmuck für die gepflegte Dame kreiert wurden, mit entsprechendem Ernst natürlich, taugen die meisten Hüte wohl eher als narrengerechter Faschingsaufputz. Es gab auch unzählige Uniformkappen, die – obwohl authentisch und mit noch größerem Ernst erschaffen – nicht minder lachhaft aussahen.

Und natürlich konnte ich nicht an einem Friedhof vorbeigehen ohne reinzuschauen. Auf vielen Gräbern standen, einst als „kunstvolle Umrandung“ gedacht, zierlich geschmiedete Eisengitter, die im Laufe der Zeit zu hoffnungslosen Rosthaufen verkamen und heute an altmodische Bettgestelle bei einem Alteisentandler erinnern. An manchen dieser „Zieraten“ hingen alte Photos der teuren Verblichenen und kleine Täfelchen mit Widmung, manche gar mit den besten Wünschen „zum Geburtstag“. Als Aufputz lagen hie und da auf den Gräbern klobige Keramikblumen, meist riesenhafte Stiefmütterchen, wie es in Südfrankreich so üblich ist.

Die reichen Familien leisteten sich eine Familiengruft, steingewordene Albträume: überdimensionale schmucklose Klötze aus abbröckelndem Beton, grau in grau, auf dem „Kopfteil“ die Namen der in Ewigkeit Gefangenen eingemeißelt. Es sah nach Verdammnis aus. Just an diesen Familiengrüften entdeckte ich, dass hier einige ungewöhnlich alt - ja geradezu uralt - gewordene Menschen ihre letzte Ruhestätte fanden. Kann es sein, dass ihre Nachkommen die monströsen Betonklötze dort errichten ließen um zu verhindern, dass die Alten noch aus dem Grab herauskraxeln um ihnen post mortem die Erbschaft streitig zu machen?

An den Abenden saßen wir gemeinsam mit unseren Gastgebern vor dem Fernseher, es fand gerade die Weltmeisterschaft in Rugby statt. Ganz Frankreich pickte vor der Glotze, während man anderweitig (vor allem in Österreich und in Deutschland) von diesem Großereignis kaum Notiz nahm. Yves war in seiner Jugend „der Star“ des Rugbyclubs in St. Julien (eine kleine Stadt in Frankreich, nur wenige Kilometer von Genf entfernt), daher verbrachte ich so manches Wochenende, wenn auch recht unfreiwillig, auf dem Rugbyplatz und hinterher bei den Siegesfeiern in der Kneipe La Dilligence, wo Panaché (ein suspektes Gesöff aus Bier und Limonade) in Strömen floss.

Das Rugby wäre spurlos an mir vorbei gegangen, gäbe es nicht Yves und seinen schrägen Humor. Wir waren damals verheiratet, wohnten in Genf und arbeiteten in gleicher Firma. Es gab kein Spiel, bei dem der Kerl nicht verletzt wurde – mal hinkte er, mal trug er die Hand in einer Schleife und niemals fehlten die obligaten „Veilchen“ im Gesicht. Wenn wir uns dann in der Firma auf dem Gang trafen und ich etwas zu ihm sagte, schreckte er jedes Mal theatralisch zurück, hielt sich die „gesunde“ Hand schützend vors Gesicht und hauchte devot „oui Madame!“ Man schrieb seine Verletzungen meinem Temperament zu und hielt mich für einen Hausdrachen.

Yves lachte sich darüber krumm. Immer wieder. Rugby spielt er seit Jahren nicht mehr, seine zweifelhaften Späßchen treibt er immer noch und ist – gottlob – seit Ewigkeiten anderweitig verheiratet. So komme ich zum Glück nur äußerst selten in den Genuss seiner Scherze.

Die Rückreise verlief glatt, im Flieger standen uns wieder drei Sitze zur Verfügung. Unser Sohn Philip holte uns pünktlich ab und ich stellte wieder einmal mit Vergnügen und großer Genugtuung fest, dass Kinder (haben) nicht nur jede Menge Nachteile und allerhand Probleme bedeuten, sondern hin und wieder auch einen Vorteil mit sich bringen!

Alle Rechte liegen bei der Autorin.

Autofahren

Vor langer, langer Zeit... oder wie der Engländer sagt : once upon at time ... habe auch ich meinen Führerschein "gemacht". Ich war ungemein stolz darauf, insbesondere auf den Vermerk "beim Lenken eines Kraftfahrzeuges ist ein Sitzpolster zu verwenden". Dieses Unikat verdanke ich einem alten Herrn Medizinalrat am Verkehrsamt, der mir die stolz  gemeldeten 158 cm Körpergröße nicht abkaufen wollte und darauf bestand, mich höchstpersönlich  -  „gnädige Frau hin - gnädige Frau her“    zu vermessen. Nachdem er das mickrig ausgefallene Ergebnis aus seiner imposanten Höhe (von mir aus gesehen) amüsiert betrachtete,  teilte er mir jovial mit "Mädel, klein bist Du!" Ich war damals etwa 38 Jahre alt, also wies ich die familiäre Anrede zurück. Sein Urteil ließ keine weitere Widerrede zu : „Mädel, mit 1m53 hast keinen Anspruch auf „gnädige Frau“! 

Gleich bei meiner Jungfernfahrt wurde ich auf der Straße routinemäßig kontrolliert. Die Polizisten reichten einander meinen Führerschein und erkundigten sich heiterer Miene nach dem Sitzpolster. Leicht pikiert gab die Auskunft, dieser befände sich vorschriftsmäßig unter meinem Arsch. Eine etwaige Beamtenbeleidigung ging  im röhrenden Gelächter unbemerkt unter.

Die Nachhilfestunde mit meinem Gemahl endete damals mit einer Ehrenbeleidigung (was glauben Sie was er alles zu mir sagte!), grober Körperverletzung (1. was glauben Sie, wie laut er das sagte!! 2. außerdem trat er meinen zierlichen "Gasfuß" auf eine Fläche von 50 cm Durchmesser breit), einem fortlaufenden Rufmordversuch (was glauben Sie, was er noch heute herumerzählt!) und beinahe vor dem Scheidungsgericht. Mein Mann fühlte sich  wiederum zutiefst gekränkt, als ich seinen Vorwurf "jeder Trottel kann doch autofahren!" mit der trockenen Feststellung "ach ja richtig, Du kannst es ja auch!" postwendend bestätigte.

Daraufhin erbot sich der schöne Willi, mit mir einige Runden auf dem Übungsplatz zu drehen. Im Gegensatz zu meinem Mann hatte er eine Engelsgeduld und sparte nicht mit Lob: "Bravo Frau Meißnitzer, jetzt sind wir schon ganze 5 Minuten lang mit satten 50 Km/H gefahren!" Todesmutig absolvierte ich dann noch rund vier wacklige Alleinfahrten. Nach dem letzten, ziemlich untauglich ausgefallenen Versuch habe ich meinem Mann den Kauf eines neuen (natürlich sündteuren) Tennisschlägers aus dem Familienbudget bewilligen müssen. Bei unserer alten Familienkutsche hat der Retourgang "etwas gehabt", wie es mein Mann formulierte. Er empfahl mir, den Retourgang möglichst gar nicht, notfalls aber "nach Gefühl" einzulegen.

Dummerweise fuhr ich auf unseren Parkplatz zu schräg ein, musste also wohl oder vielmehr übel zurückschieben, der eingelegte Retourgang sprang klammheimlich auf den ersten Gang um (woher sollte ich auch das, mir ans Herz gelegte "Gefühl" überhaupt hernehmen?) und ich donnerte prompt in den Schranken hinein. Ich ließ das Gefährt stehen, lief nach Hause, schlug meinem Mann den Kauf des lang ersehnten Prackers vor und empfahl ihm, SEIN Auto zu befreien und ordnungsgemäß einzuparken. Am nächsten Tag hat ein anderer Fahrkünstler den Schranken komplett weggeknickt und ich biss mich vor Wut in den Hintern.

Nach diesen Erfahrungen wurde ich ungemein sportlich und stieg auf Fahrrad um. Mit der Zeit legte ich mir noch ein Dreirad zu (Shoppingbike genannt pick-up), mit dem ich sämtliche Einkäufe locker und bequem erledigen konnte und noch heute beim Schönwetter den Famillienwauwi promeniere.

Kaum meine Kinder (zumindest amtlich) erwachsen wurden, sorgte ich bereitwilligst für den erforderlichen Obolus für die Führerscheine mit der Auflage, mich bei Schlechtwetter trockenen (bzw. warmen) Fußes ins Büro zu befördern. Es funktionierte tatsächlich eine ganze Weile, zudem das Wetter in Wien meist recht harmlos ausfällt. Mit der Zeit schwand jedoch die Dankbarkeit, die Zeit meiner Kinder wurde offensichtlich immer knapper und deren Gesichter immer länger,  präventiv bereits bei einer ungünstigen Wettervorhersage. Letztes Jahr platzte mir endlich der Kragen, ich konnte das einheitliche Famillienschnoferl nicht mehr ertragen. Man zierte sich, als ob man mich die 5 km zwischen Haus und Büro in den Armen hätte tragen müssen.

Ich bat also meinen Schwiegerneffen, sich nach einem ebenso handlichen wie deppensicheren Fahrzeug umzusehen. Das Resultat stellte sich innerhalb von 3 Wochen ein: ein schmucker SMART, damenhaft elegant in Silberschwarz.  Ich war begeistert – und avancierte kurzerhand  zum Clown der Nation.

Als ich das Prachtstück voller Stolz meinem kanadischen Neffen Patrik präsentierte, behauptete er, dass in Kanada „so etwas“ als Zubehör serienmäßig im Kofferraum von jedem ordentlichen Fahrzeug wäre.  Seine steinreiche amerikanische Freundin meinte, man könnte damit bequem von der Eingangstür in den Salon gelangen. Meine Schwester empfahl mir per Mail doch lieber auf dem Gehsteig zu fahren, damit wir (ich und mein Herr Smart) auf der Fahrbahn nicht den anständigen Autos unter die Räder kommen. Das Kommentar meines Mannes erstreckte sich von „bist Du deppert geworden?“ über „so etwas kommt überhaupt nicht in Frage!“ bis zu „jöh, ist das lustig zu fahren!“
 
Ich hielt mich seit jeher für ausgesprochen humorvoll – dennoch schaffte ich es vorher noch nie, so viele Mitmenschen innerhalb kürzester Zeit und ohne jeglicher Anstrengung zum Wiehern zu bringen.

Mit meinen mittlerweile 57 Jahren schloss ich mich nun den breiten Massen von Autofahrern an, die nicht wirklich autofahren können, es aber trotzdem tun. Die ersten Fahrversuche (Haus-Büro) absolvierte ich mit meinem Schwiegersohn Chris, dem in Abwesenheit der Schwarze Peter zugeschanzt wurde. Ich machte rasche Fortschritte, sodass ich nach einer einzigen Übungswoche bereits einen ganzen Kilometer lang mit dreisten 50 Km/h dahinraste. Für den Rest des Tages war dieses einmalige Erfolgserlebnis  mein einziges Gesprächsthema. Mit der Zeit verschwand auch der unbändige Drang sofort auf den Gehsteig zuzusteuern sobald ich im Rückspiegel hinter mir EIN AUTO erblickte, eine alte Gewohnheit aus meinen vergangenen Radfahrerzeiten. Ehrlich gesagt, mein geliebter Smart ist nur unwesentlich größer als mein altgedientes Dreirad und ich habe einen durchaus begründeten Verdacht, dass  ich mit dem „pick-up“ um einiges schneller unterwegs gewesen bin!

Nach Chris engagierte ich Rudi, einen waschechten Fahrlehrer.  Zusammen drehten wir einige gemütliche Runden: Haus-Büro-Haus. Eines Morgens holperte ich mit Rudis wohlwollender Assistenz ins Büro, er parkte meinen Mätschbox-Mercedes strategisch ein, teilte mir suggestiv mit, dass ich damit am Abend locker weg- und nach Hause fahren kann, wünschte mir viel Glück und fuhr mit der Schnellbahn davon. Nach Büroschluss, stieg ich (mit Rudis imperativ-geistigem Nachlass „Du schaffst es!“) problemlos ins Auto, kramte die Betriebsanleitung hervor und studierte eine halbe Stunde lang, wie das Vehikel überhaupt zu starten sei. Dabei war mir allerdings leicht mulmig zumute, da ich einem zufällig vorbeigekommenen Polizisten kaum hätte klarmachen können, dass ich nicht gerade dabei bin, das Wunderding zu stehlen. Wer würde da auch glauben, dass ich nicht imstande bin mein eigenes Fahrzeug ohne Handbuch in Betrieb zu nehmen!  Der Parkplatz war am Abend wie leergefegt, also fuhr ich nach einem letztendlich gelungenen Start bravourös aus der 200m² „Parklücke“ heraus und gelangte etwas erschöpft doch überglücklich nach Hause.

Die allabendlichen Heimfahrten waren fein: ich schlich mit 30 Km/H souverän durch die Dunkelheit, hinter mir eine Riesenschlange geduldiger Autofahrer, keiner hupte, niemand zeigte mir den Vogel! Mein Mann behauptete, es wäre kein Wunder, da mich die übrigen Verkehrsteilnehmer im Dunkeln für ein „Mopedauto“ hielten. Es störte mich keineswegs. Im Gegenteil. Ich fühlte mich sicherer, wenn auch meine Mitmenschen mehr Vorsicht walten ließen. So kam ich auf den Gedanken, mein fahrerisches Unvermögen der Autofahrerwelt auch tagsüber zu signalisieren. Als unmissverständliches und allgemein anerkanntes Symbol für negative Fahrkünste wurde einstimmig die Anschaffung eines Hutes beschlossen und sogleich ein elegantes Modell „alter Tatterich“ erstanden. „Doppelt genäht“ hält bekanntlich besser und daher wurde ferner ein gehäkelter Überzug für eine Klopapierrolle (hellblau mit dunkelblauen Rüschen, selbstverständlich farblich zu der Innenausstattung passend) in Auftrag gegeben. Einen weiteren konstruktiven Vorschlag Marke „Achtung Christkindl am Steuer“, nämlich einen Wackel-Dackel mit rot aufleuchtenden Bremsaugen, musste ich leider aus akut werdendem Platzmangel verwerfen.
 
Allerdings, als eine Neuauflage von Wackel-Elvis auf den Markt kam, konnte ich einfach nicht widerstehen. Auch wenn ich dadurch ein Mordsgedränge in meinem Gefährt riskierte, ich musste diese ungeheure Scheußlichkeit auf der Stelle besitzen! Das geniale Fahrzeug ist innen weitaus größer als außen, so machte sich in weiterer Folge noch das schwarze Schaf Alfred auf dem Beifahrersitz breit und ein anderes schwarzes Schaf, Jean-Pierre (eine, von  einer Arbeitskollegin beigesteuerte Wackelausführung!), nahm das Armaturenbrett in Beschlag.  Danach brachte mir mein Sohn Martin von meiner Schwester aus Kanada einen Mercedesbären mit, dem ich kurzerhand den Namen Helmut verpasste. Sie führt in ihrem erwachsenen Mercedes seinen Zwillingsbruder mit, den sie dann prompt und fast konform Meinhelmut benannte.  Der Ordnung halber muss ich noch Castor und Pollux erwähnen, zwei Kleintiger, die auf den Sicherheitsgurten herumklettern. Im Gegensatz zu dem übrigen Plüschvolk (leider gab es keine schwarzen Schafe in dieser Ausführung) war diese Anschaffung sozusagen lebensnotwendig. Da ich (verdammt und verflucht) kleinwüchsig bin, schneidet sich jeder Autogurt in meinen Hals ein – daher also diese putzigen Tierchen, die übrigens eben für diesen Zweck  für Kinder  konzipiert wurden.

Eines Tages fand ich hinter dem Scheibenwischer meiner geparkten Karosse einen Zettel mit der Bitte, vor dem Wegfahren bei Frau Sowieso anzuläuten. Sie spitzte auf meinen freizuwerdenden Parkplatz. Ich läutete an. Eine junge Frau stürzte hastig an mir vorbei und blieb bei meinem Smart ratlos stehen. Als ich behäbig watschelnd nachkam und die Autotür aufsperrte, musterte sie mich verdattert und  piepste verlegen: IIIIHNEN gehört DAS Auto? Tja, offensichtlich hat sie ein Kleinkind und nicht eine alte Schabracke erwartet.


Das Ein-/Ausparken erwies sich als echtes Problem. Am zweiten Tag meiner „Selbständigkeit“ fuhr ich mit einem Bekannten ins Büro, er parkte mich ein und haute mit der Schnellbahn ab. Fürsorglich, wie es sich für einen wahren Freund gehört, setzte er meinen Mätschbox-Mercedes knapp vor eine Einfahrt - um mir  ein mühsames Herauswinden zu ersparen. Am Abend hatschte ich zum Auto, meinen Zündschlüssel fröhlich in der Hand schwingend - und musste mit Schrecken feststellen, dass sich direkt vor mich, mitten in die Ausfahrt, eine riesige Limousine gequetscht hatte! Geistesgegenwärtig kramte ich in meiner Handtasche nach dem Handy um Hilfe herbeizurufen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich anmerken, dass die Damenhandtaschen nur von einem eingefleischten Weiberhasser erfunden werden konnten. Eine Damenhandtasche fasst so ziemlich alles, rückt es jedoch nie wieder heraus! Eines Tages war ich des ewigen Herumkramens leid und beschloss, die strategisch wichtigen Stücke mit je einem dieser modischen Stofftieranhänger zu versehen. Sie sind lustig, praktisch zu ertasten und federleicht. Ich erstand eine kleine Herde schwarzer Schafe und hängte je ein putziges Tierchen an meinen Schlüsselbund, Kleingeldbörse usw.  Diese raffinierte Maßnahme erwies sich jedoch als glatter Reinfall. Glücklicherweise fuhr das feindliche Fahrzeug davon noch bevor ich mein Handy aus der Schafsherde herausfischen konnte.
Anderntags fand ich in der Früh einen fabelhaften „Blondinenparkplatz“ den ich jauchzend im Frontalangriff einnahm. Abends schraubte ich mich schwitzend im Rückwärtsgang heraus, obwohl – unter uns gesagt – auch ein Blinder hätte es  mit „links“ geschafft. Dennoch : keine Zeugen, keine Schande.

Während der ersten Zeit meines motorisierten Daseins hatten meine Arbeitkollegen Telefonbereitschaft. Sie versprachen mir, mich ein- bzw. auszuparken, sollte ich keinen hierfür benötigten Radius von 300 m vorfinden. Es kam wie es kommen musste: ein schwarzer Freitag. Es begann in der Früh damit, dass mein Mann mein Auto nicht „tafelfertig“ vor die Ausfahrt hingestellt hatte. Ich schob mich minutenlang Zentimeter weise nach vor- und nach rückwärts, bis ich plötzlich den Kofferraum von Fiat meiner Tochter direkt vor meiner Nase erblickte. Ich erstarrte vor Schreck, ergriff das Handy auf dem Beifahrersitz und krähte meine gestresste Tochter hysterisch an, sie solle auf der Stelle hinuntersausen und mich befreien, da ich an ihrem Auto picke, sodass ich nicht mehr einmal aussteigen kann. Sie kreischte genervt zurück, dass ich in diesem Fall Pech habe, da sie gerade dabei ist, ihre süßen Kinderchen anzuziehen und ich müsse eine gute Viertelstunde ausharren, bis sie ihre Meute überwältigt haben wird. Nach zehn Minuten fror ich bereits wie ein Schneider, zwängte mich auf den Beifahrersitz und schnaufte aus dem Fahrzeug in die Freiheit hinaus.

Draußen stellte ich fest, dass der Abstand zwischen den beiden Autos in Wirklichkeit mehr als einen Meter betrug, stieg wieder ein und fuhr munter  davon. Weiteres Malheur erwartete mich vor meiner Firma – überall nur schwache 50 m zur Verfügung! Ohne zu zögern fuhr ich ins Firmenareal hinein, stellte das Auto vorschriftsmäßig mitten im Hof ab und jodelte, den Autoschlüssel über dem Kopf schwingend: wer parkt mich denn ein?! Der Hilfsarbeiter sprang bereitwillig herbei, nach drei Minuten brachte er mir den Autoschlüssel (samt Schaf) ins Büro und meldete stolz, dass mein Juwel geradezu genial eingeparkt sei, sodass ich nach Dienstschluss ungehindert loszischen kann. Mitnichten.  Mein Smart stand auf der anderen Straßenseite! Ich hätte demnach in der Kreuzung nach links abbiegen müssen – und das hatten wir mit Rudi noch nicht geübt!   Ein unüberwindbares Problem.

Die Kollegen ließen mich aber nicht in Stich. Renate lief mit mir auf die Straße und hielt gebieterisch den kompletten Straßenverkehr an, damit ich in aller Ruhe wenden kann. Die Lenker der angehaltenen LKWs brüllten vor Lachen, als sie mitten auf der Fahrbahn eine kleine Dickmadam’ in einem Tretauto herumkrabbeln sahen. Ich war dermaßen aus dem Häuschen, dass ich versuchte mich aus dem Staub zu machen mit angezogener Handbremse und eingeschalteten Nebelscheinwerfern.

Am folgenden Wochenende haben wir mit Rudi das Einparken geübt. Es war wirklich kein Problem. Mit Rudi. Auf dem Heimweg stieg Rudi aus und verschwand mit seinem obligaten Schlachtruf „Du schaffst es!“  Derart angespornt raste ich mit meinen gewohnten 30 km/h heimwärts, wo ich fünf Minuten später mit Halali die Toreinfahrt in Angriff nahm. Ich schob mich in geübter Manier Zentimeter weise hin und her  bis ich nach bloßen 20 Minuten mein Fahrzeug so meisterlich einparkt hatte, dass sogar genug Platz zum Aussteigen übrig blieb.

Es folgte ein herrlicher Tag. In der Früh: das Auto vor der Einfahrt, die Scheiben enteist, auf dem Parkplatz eine wahrlich blonde Lücke, am Abend weit und breit kein feindliches  Fahrzeug! Die Welt war wunderschön, das Glück war meins!
 
Eine Bekannte gratulierte mir per Mail in Namen der weltweiten Weiberorganisation zur „Unabhängigkeit vom männlichen Element und zur gewonnenen Freiheit!“ Ehrlich gesagt, ich beherrschte damals das Autofahren nur auf der Strecke Haus-Büro-Haus. Wo bitte war da die Freiheit?!

Nun ja, die erste Bilanz  meines Autofahrerdaseins fiel immerhin erfreulich positiv aus. Mit Überraschung stellte ich fest, dass der Betrieb eines PKW im Vergleich zum Fahrrad ungemein sparsam ist. Im Stadtverkehr komme ich auf ca. 3,8 L/100 Km, d.i. eine Ausgabe von max. 18 EUR pro Monat (inklusive der Leihfahrten meiner „Männer“). Hinzu kommt noch die Versicherung samt Steuern von rund 450,0 EUR/Jahr. Aus!

Mit dem Fahrrad gab ich für die Einkäufe mindestens 150 EUR/ Woche aus! Mein Mann zeigte ein großes Verständnis dafür, dass ich zum Einparken einfach zu dämlich wäre und erledigte bereitwillig die Familienbesorgungen. Ich nahm mir vor, die Kunst des Einparkens nicht allzu schnell zu beherrschen. Auch glaubte ich allzu gerne, dass das Tanken die Fähigkeiten einer Frau schier übersteigt. So bin ich zu der Ansicht gelangt, dass die ganzen Blondinenwitze von den (raffinierten)  Blondinen in Umlauf gesetzt wurden. Ich war auf dem besten Weg blond zu werden.

Es kam dennoch der Tag, wo ich alleine zur Tankstelle musste.  In der Früh zwinkerte mir die Minizapfsäule auf dem Armaturenbrett neckisch zu – mein Sohn Martin fuhr den Tank in der Nacht leer und vergaß nachzutanken. Ich wünschte mir, mein Goldstück würde wenigstens einmal vergessen, dass er gar so vergesslich ist! Ich erreichte die nahe gelegene Tankstelle ohne Zwischenfall, bugsierte den Smart zur Zapfsäule und schlug die Bedienungsanleitung auf. Nach einer Weile fand ich den Tankdeckel, fuhr um die Zapfsäule herum und fing kurzerhand einen vorbeieilenden jungen Mann ab, dem ich mündlich meine absolute Blondheit offenbarte.

Er war er sofort hilfsbereit, ohne sich über diese Aussage überhaupt zu wundern. Als ich dann zahlen wollte, wurde die Kassiererin bleich, sprang hinter der Theke hervor und rannte davon, als ob ich ihr mit einer Pistole und nicht mit meiner Kreditkarte vor der Nase gefuchtelt hätte. Ich lief ihr nach. Es stellte sich heraus, dass sie meine Zeche meinem Helfer abknöpfte, da sie nur ihn beim Smart hantieren sah  während mich die Zapfsäule verdeckte. Er kaufte nur ein Frostschutzmittel, der Preis kam ihm zwar etwas überhöht vor, aber - mit den alten Schillingbeträgen, die wir alle noch im  Hinterkopf hatten – doch wieder nicht  so unwahrscheinlich. Außerdem wäre er nie auf die Idee gekommen, dass tatsächlich ein Auto existiert, das mit lächerlichen 15 EUR bereits vollgetankt ist.

Der folgende Winter hatte es in sich. Soviel Schnee gab es in Wien schon seit Jahren nicht mehr. Eines Abends entdeckte ich auf unserer Terrasse sogar einen Minischneemann. Wehmutig gedachte ich der Schneemannlegionen meiner Kindheit, stramme Burschen mit Augen und Knöpfen aus Kohlestücken, Karottennase und einem ausgedienten Blechtopf am Kopf. Mein Mann legte mir zwar nahe, bei diesem Wetter das Auto stehen zu lassen, doch ich hörte nicht auf ihn. Ich schaffte mir das Fahrzeug an, um eben beim Schlechtwetter bequem ins Büro zu gelangen. Mit meiner bevorzugten Reisegeschwindigkeit von 30 Km/H schlich ich begeistert durch die Schneestürme, in Kolonnen langsam dahinrollender Autos – endlich hatte ich das Gefühl, EIN RICHTIGER AUTOFAHRER zu sein. Es war ein wahrlich erhabenes Gefühl  - bis mich Tages ein Mopedauto überholte.

Natürlich habe ich inzwischen einige Schnitzer auf meinem Konto verbuchen können, zum Glück  jedoch nur kleine Lappalien. Obwohl ich eine Nachkriegsausführung bin, mein Nervenkostüm ist  dennoch von hervorragender Qualität. Nach und nach erweitere ich mutig meinen Äkschn-Radius um neue Strecken.  Ich bin mir sicher, dass ich in ferner Zukunft die Grenzen meines Heimatbezirkes sprengen und die weite Welt erobern werde!

Nadia Meißnitzer
Wien, März 2003

Mittlerweile bin ich zum stolzen Besitzer einiger Mercedes-Attribute geworden. Nebst dem Mercedes-Bären (mit Kapuzenjäckchen auf dem mit Silberfaden das Mercedes-Logo gestickt wurde) verfüge ich noch über ein Bleikristallglas mit  eingeätztem Mercedes-Stern, einen silbernen Kugelschreiber (mit ebensolchem Stern), einen prachtvollen Seidenschal „Edition S“ und einen Knirps mit schmuckem Merceders-Logo, allesamt Geschenke meiner Schwester, die sich nach gründlicher Untersuchung meines Spuckerls sehr enttäuscht zeigte, da sie nirgends, aber wirklich nirgends den berühmten Stern entdecken konnte. Kann sein, dass sie mir eines Tages diesen Stern verehrt, damit ich mein Vehikel wenigsten optisch auf das Niveau seiner großen Cousins aufmotzen kann. Meine Schwester fährt SELBSTVERSTÄNDLICH einen Mercedes, Modell „Riesentrumm“.


Frantisek Strob, Böhmisch Budweis


Sehr geehrte Frau Meissnitzer,
spät aber doch bedanke ich mich für die Zusendung Ihrer Geschichte, ich danke Ihnen vom Herzen und gratuliere zu der meisterlichen  literarischen Gauklerei. Ich freue mich schon jetzt darauf, dass Sie sich eines Tages einen Minibus anschaffen. 
Mit Gruß
František Štrob

Sehr geehrter Herr Strob,
 es freut mich, dass ich Sie unterhalten konnte. Mit Sicherheit schaffe ich mir keinen Minibus an, den hatten wir bereits – einen Toyota, den wir gekauft haben als wir ein Kind vom Kinderheim in Pflege übernommen hatten und somit aus unserer Familie ein „Volk“ wurde, das nicht mehr in einen gängigen PKW hineinpasste. Der Minibus diente uns treu über lange Jahre, bis unsere Kinder erwachsen wurden und sich ihre eigenen Vehikel zulegten. Meine Tochter Karolin’, die  manchmal neureiche Neigungen zeigt, sehnte sich natürlich nach einer großen Limousine, auf gut  wienerisch: „Riesenkübel“.  Falls ich mich richtig erinnere, war ihr erstes Auto ursprünglich ein Golf, den sie innerhalb kürzerster Zeit tatsächlich in die Form eines Kübels zusammenstauchte. Das Mäderl rempelte damit überall an und ich war ständig damit beschäftigt, ihre Missgeschicke vor meinem Mann zu vertuschen. Sonderbarerweise hat sich meine liebe Karolin’ später über meine ersten Fahrversuche buchstäblich krummgelacht!

Nebenbei, heute habe ich mich als gestandener „alter Hase“ profilieren können. In der Früh fuhr ich einen Umweg, da mir die Stadtverwaltung über Nacht eine Einbahn umgedreht hatte. Darüber wurde ich dermaßen sauer, dass ich mich auf der Straße vor unserer Firma wütend in eine Kleinstparklücke quetschte (schwache 30 cm vor, 30 cm hinter mir) und einem ungeduldigen LKW-Fahrer hinter mir ein unanständiges internationales Handzeichen zeigte.  Dies hat meine Laune deutlich verbessert.

Dank unserem Toyota machte ich mich zum Gespött auch ohne den Bus zu lenken. Ich kroch hinauf wie in den Hühnerstall und meckerte, dass ich wegen meiner „Größe“ keinen eleganten Einstieg schaffe.  Meine Kinder trieben irgendwo ein Stockerl auf und sobald wir ausschwärmten, stellten sie mir das gute Stück bereitwilligst vor die Autotür. Jäh verzichtete ich auf diesen Komfort als ich merkte, dass sich die ganze Siedlung darüber amüsiert. Bei dieser Gelegenheit erntete ich zwar einige Male einen tobenden Applaus, doch als  eines Tages ein Scherzbold den Marsch der Gladiatoren als Begleitmusik zu meinem Entrée per Maul trompetete, habe ich in Kärnten das Einsitzen mit gleichzeitigem forschen Aufhüpfen eintrainiert. Dies zog jedoch einen Nachteil mit sich: nachdem ich auf meinem Sitz landete, pflegte das Auto noch eine ganze Weile im höchst bedenklichen Maße zu schaukeln. Neeee – einen Minibus will ich ganz sicher nicht mehr!

Ich wünsche eine angenehme Woche
Nadia Meissnitzer

Lenka Dolínková, Ostrau
Liebe Frau Nadia,
Ihre Geschichte Abenteuer mit Herrn Smart gefiel mir sehr gut (und nicht nur mir). Ich muss Ihnen sagen, dass einiges so treffend beschreiben wurde, dass mir fast ein kalter Schweiß den Rücken hinunterlief, jener Schweiß, den ich stets verspürte wenn ich selbst am Steuer saß.  Mit der Fahrschule machte ich ähnliche Erfahrungen wie Sie (bis heute bin ich überzeugt, dass ich meinen Führerschein nur deshalb besitze, da ich die Fahrgeschwindigkeit von 40 km/h noch niemals überschritten habe).

Der Fahrprüfer gratulierte mir und meinte, ich wäre rein theoretisch ein ausgezeichneter Autofahrer, doch es wäre ratsam, wenn ich mich auf den Beifahrersitz beschränken würde. Auch die Übungsfahrten mit meinem Mann spielten sich ähnlich ab wie bei Ihnen, aber mit dem Unterschied, dass mein Mann weder mit mir schimpfte, noch fluchte er. Als es ihm zu bunt wurde, befahl er mir anzuhalten und sagte (genauer gesagt: brüllte) : „RAUS!“ Ich wartete keine Sekunde lang, hielt auf der Stelle an und meinte nur, ich würde jetzt gerne ein wenig spazieren gehen und weg war ich.  Ich ging spazieren. Etwa 7 Kilometer weit.

Das "Vergehen", wegen dem sich mein Mann derart hinreißen ließ, beruhte lediglich darauf, dass ich auf einem Feldweg einen Pferdewagen überholte und als ich mich wieder vorschriftsmäßig (auf dem Feldweg !) einreihen wollte, hatte ich nicht bedacht, dass vor dem Wagen noch ein Pferd hätte sein müssen. Mein Mann rettete dem Pferd das Leben indem er das Lenkrad im letzten Moment verriss. Nach diesem Zwischenfall wollte sich mein Mann auf keine Übungsfahrt mit mir mehr einlasen.

Auch er behauptet, dass ich eigentlich gar kein schlechter Autofahrer wäre, mit dem Nachsatz: nur auf einer menschenleeren Straße.

Im Gegensatz zu Ihnen fiel mir noch nicht ein, meinen Mann unter Druck zu setzen und zum Kauf eines Autos zu bewegen, das kleiner wäre als unsere Familienkutsche. Ich muss das ordentlich überdenken, es ist ein  sehr guter Tipp.

Einen  herrlichen Tag wünscht Ihnen Lenka Dolínková
Vera Ulrychová, Prag

Auch ich will nun versuchen einige Betrachtungen über meine Fahrkünste zum Besten zu geben. Unser erstes Auto haben wir 1976 gekauft, ich war damals 30 Jahre alt. Gleich danach machte ich meinen Führerschein.

Ich besuchte eine Fahrschule außerhalb von Prag, da die Frau meines Arbeitskollegen, die zufällig auch meine Gynäkologin war, ebendort einen guten Bekannten hatte. Es war im Winter, die ersten Fahrten absolvierten wir im Schnee mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 20 KMH. Diese Fahrten fielen spärlich aus. Dank dieser Protektion habe ich mir einige unangenehme Pflichtübungen erspart – zum Beispiel das eingehende Studium des Motors. Dies ist auch der Grund warum ich mich noch heute, wenn ich die Motorhaube aufklappe, wundere, was für ein Ding da drinnen eigentlich ist! 

Wenn die Scheibenwischanlage nachgefüllt werden muss, beauftrage ich selbstverständlich meine Männer und unlängst, irgendwo unterwegs war der Behälter leer und ich fuhr schnurstracks zur nächsten Tankstelle und erklärte dem Tankwart, dass ich mir die Hände nicht schmutzig machen will. Der arme Bursche ahnte nicht, dass ich in Wirklichkeit keinen blassen Schimmer habe, wo sich dieser Behälter befindet.  Mein Fahrprüfer – stell Dir nur vor – war ein Polizist, den ich als meinen ehemaligen Mitschüler erkannte. Diesen Teil meines Berichtes kann ich also überspringen, es gab natürlich keinerlei Probleme und ich marschierte stolz davon, mit einem Führerschein in der Hand und der festen Überzeugung, dass ich mich nun schön hinters Lenkrad setzen und losfahren werde.

Doch oha! Mein Mann hockte da wie der sprichwörtliche Frosch an der Quelle und entschied, dass ich einige Fahrten mit ihm absolvieren muss – angeblich damit ich mir nichts Böses antue. Es war mir von Anfang an klar, dass mein Mann lediglich um seine Blechbüchse besorgt war. Es war ein Skoda 120, er nannte den Wagen HUGO (an jenem Tag, an dem wir das Auto kauften, hatte Hugo Namenstag) – und wenn ein Mannsbild seinem Auto einen Vornamen gibt, dann ist diese Beziehung sehr innig und unsereiner kann keine Ansprüche mehr stellen. Ich versuchte dennoch, mir einen Platz hinter dem Lenkrad zu erkämpfen. Mein Mann brachte immerzu neue Ausreden hervor. Immerhin ließ er mich ein paar Mal fahren, ich fuhr dann im Schneckentempo dahin, er ließ aber mich niemals den ganzen Weg fahren, immer nur ein kleines Stück.

Einmal, bei einer unseren seltenen Fahrten, befahl er mir am Gehsteigrand anzuhalten, da er selbst weiterfahren wollte. Ich hielt also an, wobei das rechte Vorderrad  am Gehsteig zu stehen kam. Mein Mann fuhr hoch wie von einer Tarantel gestochen und brüllte, ich hätte beinahe eine alte Frau überfahren. Selbstverständlich war es gelogen, wenn eine alte Frau auf dem Gehsteig überhaupt gewesen sein sollte, da wäre sie  mindestens 100 m von mir entfernt.  Es war aber just jener Moment, in dem er mir erklärte, dass er für meine Fahrkünste einfach keine Nerven mehr hat.

Fortan fand er jeden Tag tausend Gründe, warum ich das Auto gerade heute nicht haben kann.  Er traute sich eben nicht, mir ins Gesicht zu sagen, dass er mich nicht hinter dem Lenkrad sehen will, und zwar nicht um die Burg. Ich war es nämlich, die das meiste Geld für unseren Wagen herbeischaffte, auch meine Eltern steuerten einiges bei. Deshalb gab es immer irgendeinen „wichtigen“ Grund, warum ich gerade jetzt nicht fahren sollte. Einmal regnete es, dann wiederum war es zu heiß, oder aber ich war schwanger. Das letztere war jedoch kein Hindernis wenn ich das Auto anschieben musste weil der gnädige Herr zu tanken vergessen hatte.

Und so ging es die ganzen Jahre weiter und wie wir die Autos wechselten, so wurden sie immer besser und kostspieliger und somit wurde es auch immer bedenklicher, ein so teures Fahrzeug einer solchen Dilettantin (mir) anzuvertrauen. Allerdings muss ich anmerken, dass unsere weiteren Autos (außer den Skodas) zwar nicht mehr neu waren dafür aber ausländischer Herkunft und für diese sind die Ersatzteile sehr teuer und Reparaturkosten verdammt hoch.

Viele Jahre gingen vorbei und ich glaubte nicht mehr daran, dass ich jemals fahren werde, da ich einfach keine Lust mehr hatte, pausenlos darauf hinzuweisen, dass ich auch einen Führerschein besitze, und dass ich zum Familienbudget einen Löwenanteil beitrage. Mein Führerschein versickerte in irgendeiner Lade und verrottete dort langsam....

Bis 1999. Meine Mutterfirma schlitterte damals in eine schwierige Finanzlage und musste einen Mitarbeiter in ihrer tschechischen Filiale kündigen. Der junge Mann, mit dem ich damals zusammenarbeitete war ziemlich lasch, also bekam er den Schwarzen Peter. Daraufhin fragte mich die Firmenleitung, ob ich reisen würde. Und ich antwortete stolz, dass ich da keinerlei Probleme sehe, einen Führerschein habe ich wohl (ich erwähnte aber nicht, dass ich eigentlich so gut wie nie hinter dem Lenkrad saß) und  kann mich also jederzeit auf die Socken machen. Da ich mich nicht mehr von meinem Mann piesacken lassen wollte, suchte ich die nächstbeste Fahrschule auf. 

Der Besitzer ließ mich zuerst zwei Stunden am Trainingsgerät üben und meinte dann: aber gnädige Frau, ich vermisse bei Ihnen die richtigen Fahrgewohnheiten.  Ich hatte nicht den Mumm zuzugeben, dass ich nicht nur nicht über die richtigen sondern über gar keine Fahrgewohnheiten verfüge.  Danach ließ er mich in den Wagen einsteigen. Er hatte einen neuwertigen Skoda und stellte mir einen seiner Fahrlehrer vor. Es war ein Männchen (Anm.: Vera hat einen stolzen Gardemaß), etwas über Fünfzig, so klein, dass seine Füße nur mit Mühe die Pedale erreichten. 

Dennoch war sein Sitz bis zum Anschlag eingestellt, aber nicht nach vorn sondern nach hinten. Vielleicht kompensierte er damit seinen Komplex ob seiner Kleinwüchsigkeit.  Ich sah, dass er die Pedale nur mit den Zehenspritzen bedienen konnte. Er behauptete, so passt es ihm am Besten. Ich stand ihm gegenüber nur ein einziges Mal, beim Vorstellen. Ich überragte ihn um Kopflängen und so kroch er fortan lieber nicht mehr aus dem Auto heraus. 

Bei unserer Jungfernfahrt in einer Villengegend, fragte er mich, wie ich das Ende einer Hauptstraße erkenne. Ich glotzte ihn verständnislos an, ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. „Nun gut, wie erkennt man den Anfang einer Nebenstraße“, fragte er weiter – „am Dreieck“, erwiderte ich. „Und wie sieht das Dreieck aus?“, lautete die nächste Frage. Da hatte ich das Gefühl, das Kerlchen wäre etwas begriffsstutzig. Die Depperte war aber ich, er wollte nur hören, dass das Dreieck auf dem Spitz steht. Es wurde mir mulmig. Ich habe alles längst vergessen und es half auch nicht, dass ich vorher meine alten Fahrschulbücher auf die Schnelle durchgeblättert hatte. 

Bei meiner Führerscheinprüfung  habe ich seinerzeit alle erreichbaren Punkte bekommen, lang lang ist’s her. Ich wurde fortan bei jeder Übungsfahrt schweißnass,  ich schwitzte auch dort, wo ich sonst niemals schwitze. Ich kaufte mir lässige Sporthandschuhe um zu kaschieren, dass sogar meine Handflächen verschwitzt waren wie die Türe eines Kuhstalls. Der Fahrlehrer musste mein Trauma bemerkt haben, tat aber nichts dagegen. Wenn ich mich hinter das Lenkrad klemmte und die Autotür nicht sofort hinter mir schloss, hüpfte er heraus, rannte um den Wagen herum und schlug die Tür zu, damit ich mir einpräge, dass ein unaufmerksamer Autofahrer gegen meine Autotür krachen könnte. Dann fuhren wir zur Autobahn. Prompt brüllte er mich an,  ich solle zum Teufel endlich weiterfahren, da ich endlos auf der Beschleunigungsspur dahinschlich. Ich war nicht imstande im Rückspiegel abzuschätzen, wie weit die Hintermänner sind bzw. ob ich genug Platz habe um die Spur zu wechseln.

Es dauerte sehr lange, bis ich mich an das verkleinerte Bild im Rückspiegel gewöhnt habe. Wenn ich zurückschieben musste, drehte er lieber selbst am Lenkrad, er konnte das Trauerspiel nicht mehr ertragen. Ich absolvierte rund zehn Fahrten, gelernt habe ich rein gar nichts. Der Wagen stand vor dem Haus, ich setzte mich hin und wieder hinein, werkelte „trocken“ mit dem Schalthebel herum und hoffte, dass ich auf diese Art und Weise das Schalten einüben kann. Schließlich erbarmte sich meiner mein Gatte und stieg mit mir in das Firmenauto ein um mit mir zu üben, bevor ich eine Alleinfahrt wage. 

Es ist eine alte Toyota Corolla, ein relativ langer Wagen. Ich war dermaßen nervös, dass ich beim Abbiegen über den Gehsteig fuhr und einmal landete ich sogar im Gebüsch. Mein Mann bekam auf dem Beifahrersitz einen Anfall als er jäh an der Windschutzscheibe pickte, mit einem undefinierbaren Gewächs dicht vor seiner Nase.  Dennoch fuhr er weiterhin mit mir spazieren, Abend für Abend, bis ich es endlich wagte, alleine quer durch die ganze Stadt zu fahren. Ich verbat ihm, mich ständig niederzubrüllen, er war auch redlich bemüht, sich daran zu halten. Dennoch habe ich heute noch den Ton im Ohr, wie er damals mit mir – wie mit einem Rotzlöffel – zu kommunizieren pflegte : wo fährst du denn zum Kuckuck hin, halte dich rechts, fahr links, gib Gas, runter vom Gas, zum Teufel bremseehn !!!!!

Ich muss zugeben, dass ich bis heute nur ungern mit ihm fahre, ständig meckert er herum und kiebitzt auch ununterbrochen.

Vera

Alena Flohrová, Prag


Liebe Nadia, die lustige Schilderung Deiner Erlebnisse als Autofahrer rief in mir uralte Erinnerungen wach, die ich unter dem Titel „Mein Weg zum Führerschein“ zusammenfasse. Bereits die Überschrift lässt vermuten, dass dieser  Weg partout nicht langweilig gewesen ist.
Alles begann damit, dass wir im Zuge unseres Studiums (Hochschule für Bodenkultur, Fach Gartenbau) eine Möglichkeit bekamen,  den Führerschein zu machen, und zwar PKW+Traktor oder PKW+Traktor+Motorrad. Viele von uns, die niemals einen Führerschein in Betracht gezogen hätten, darunter auch ich, unterlagen dem Zauber dieses Angebotes und beschlossen, es wenigstens zu versuchen. (Anmerkung nm : es muss in den Sechzigern gewesen sein, also noch im tiefsten Kommunismus und die Chance, sich ein Auto anzuschaffen, war für viele ein schier unerreichbarer Traum. Um überhaupt auf die Warteliste /als potentieller Käufer !!/ zu gelangen  musste man damals den vollen Kaufpreis auf ein zweckgebundenes Konto legen - und erst nach mindestens  10 Jahren Wartezeit konnte man das gute Stück tatsächlich erwerben.

Wenn man bedenkt, dass man das Geld erst verdienen, ersparen und danach noch 10-15 Jahre warten musste, konnte man sich leicht ausrechnen, dass man dann am Tage X unter Umständen für das Autofahren zu alt geworden wäre.) Als ich zu meiner Jungfernfahrt antrat, musterte mein Fahrlehrer etwas ungläubig. Meine nicht einmal 150 cm „Lebensgröße“(Anm. nm: diese „nicht einmal 150 cm” sind meiner Meinung nach maßlos übertrieben, ich selbst bin 153 cm „groß“ und die gute Alenka ist gut  einen halben Kopf kleiner als ich!)   und mein sehr jugendliches Aussehen haben ihn offensichtlich verwirrt.  «Alsdann, steigen sie ein», sagte er schließlich mit einem leicht abwesenden Gesichtsausdruck. Ich bin ins Auto gehüpft, verlor mich darin, die Pedale waren für mich fast unerreichbar. Erst betrachtete er mich nachdenklich eine ganze Weile und dann verschwand er. Zurück kam er mit einem hübsch dicken Polster. “Ohne Polster wird’s nicht gehen” meinte er trübsinnig “den müssen Sie immer mitbringen”. Zu seiner Überraschung fühlte ich mich keineswegs erniedrigt und jaulte freudig auf „Jawohl, DAS ist es!“

Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass von nun an alles glatt lief. Der Fahrlehrer entnahm meinen Papieren, dass ich in England geboren wurde (Anm : es war im II. Weltkrieg und Alenas jüdische Eltern lebten damals im englischen Exil). Ich habe keine Ahnung, ob der Fahrlehrer meinen englischen Wortschatz um die Motorsportterminologie erweitern, oder aber sich selbst die Fahrstunden etwas bunter gestalten wollte, jedenfalls fing er an, mir die Anweisungen in englischer Sprache zu geben. 

Es hatte jedoch einen Haken – nicht nur diese Terminologie war für mich ein absolutes Novum sondern auch praktisch alles, was mit einem PKW zusammenhing, inklusive der Beherrschung eines solchen. Also machte ich ihm kurzerhand den folgenden Vorschlag : entweder wird mein Vokabular bereichert und wir werden unsere Konversation in Englisch fortsetzen, doch in diesem Falle - im Interesse der Verkehrs- sowie unserer eigenen Sicherheit - müssten wir wohl oder übel am Straßenrand parken, oder aber wird er mich in die Geheimnisse des Autofahrens einweihen, ohne dass ich meine Fremdsprachenkenntnisse pflege.  Obwohl wir uns auf die zweite Variante geeinigt haben, habe ich mich fahrtechnisch nicht gerades als Talent erwiesen und unsere Fahrstunden bargen so manche Überraschungsmomente in sich, für beide Teilnehmer. Dennoch, allen mannigfaltigen Tücken zum Trotz, kam es doch noch zu den Fahrprüfungen, für den PKW als auch für den Traktor.  Zum Schluss stand nur noch die Alleinfahrt  mit dem Traktor auf dem Programm …. Auch hier war der Polster unumgänglich, doch auf dem schmalen Traktorsitz stellte dies, wie sich später herausstellte, ein Riesenproblem dar.

Ich fuhr also mit dem Traktor auf der Straße und war schon fast bei der Fahrschule angelangt, vor der der Fahrlehrer mit dem Prüfer auf mich wartete. Plötzlich tauchte eine kleine Gruppe von Bäuerinnen auf, die just in diesem Augenblick die Straße überqueren wollten, auf der ich mit dem Traktor dahinratterte.  Auf einmal kreischte eines der Weiber auf (und wie die dortigen Frauen kreischen können!): „Um Gotteschristiwillen, da kommt ein Traktor daher, ganz von alleine!“ Ich werde wohl nie erfahren, ob mich die Frau aus ihrem Blickwinkel tatsächlich nicht sehen konnte oder ob ihr da ihre Phantasie einen Streich spielte.

Das Weibsvolk jaulte unisono auf und wollte sich Hals über Kopf in den Straßengraben werfen. Eine Bäuerin, sichtlich verwirrt, sprang im letzten Moment in die verkehrte Richtung – und beinahe unter die Räder meines Traktors. Auf dieser kurzen Entfernung konnte ich den Traktor nicht mehr zum Stehen bringen, es blieb mir nur eines übrig: ich verriss jäh das Lenkrad und holperte seitlich von der Straße ab. Bei diesem Gewaltakt rutsche der Polster unter meinem Hintern weg, worauf ich prompt jeglichen Kontakt mit den Pedalen verlor. Mein Traktor überquerte den Straßengraben und kroch langsam die Böschung hinauf. Und auf dem Traktor thronte ich – in meiner ganzen Ohnmacht. Das Gefährt kam erst oben zum stehen, an einer uralten, angeblich hundertjährigen, Linde.  Ich wartete nicht weiter, rutschte hinunter, lies den Traktor Traktor sein und rannte mit gesträubten Haupt- und Nackenhaar in die Fahrschule hinein.  “Ein Weib lief mir unter die Räder, dem ist nix passiert, aber der Traktor... „ Meine Knie waren wie aus Watte, ich stotterte und schlotterte und fiel atemlos auf den bereitgestellten Stuhl.

Alle Fahrlehrer liefen hinaus und befreiten den Traktor - auch dieser blieb unversehrt. Man schimpfte mich nicht einmal, vermutlich glaubte man mir doch, dass es nicht meine Schuld gewesen ist. Die Hauptsache war, dass das verrückte Weib unbehelligt davon kam.  Den Führerschein habe ich am nächsten Tag doch noch bekommen. Allerdings  berichtet die dortige Chronik darüber, dass die hundertjährige Linde allen Widrigkeiten der Zeit widerstand, bis der Führerschein einer kaum bemerkbaren Studentin ihr Dasein jäh beendet hatte. Und so wurde ich ungewollt zum Bestandteil der örtlichen Sagen.

 

Alena Peter, Zürich


Auf Empfehlung meines Verflossenen (kann sein, dass es eher seine Rache gewesen ist), empfahl ich mich in die Hände eines ältlichen Herrn, der die Weiber hasste, Lehrerinnen hasste er aber noch mehr, da er der Meinung war, dass diese gemeine Besserwisserinnen sind und wenn sie schon jemanden etwas fragen, dann nur um ihn zu prüfen. Deshalb sagte er immer zu mir: „fragen Sie nicht, starten Sie“ oder  „Quasseln Sie nicht, fahren Sie!“ Es war schier unmöglich, von ihm etwas über die Innereien eines Wagens bzw. über deren Funktionen zu erfahren. Wenn ihm etwas nicht passte, trat er so abrupt auf die Bremse, dass man beinahe durch die Windschutzscheibe flog.

Zu allem Überdruss fuhr sein Dackel auf dem Rücksitz  mit. Der Hund stank bestialisch, rutschte bei jeder dieser Radikalbremsungen vom Sitz hinunter und fing prompt an, zusammen mit seinem Herrchen, zu kläffen. Es widerstrebte mir, den Dackel wie einen Pelzkragen im Genick sitzen zu haben. Nach zwanzig Stunden Negativfortschritte und jeder Menge eingeimpfter  Komplexe gingen wir im Bösen auseinander. Im Interesse der Kunden empfahl ich ihm, seinem Broterwerb anderweitig nachzugehen. Den Restunterricht absolvierte ich bei einem Tschechen namens Janda, einem feinen Kerl. Selbstverständlich kannte er jenen Trottel, da dieser ein  branchenbekannter Armleuchter war. Vor meiner Fahrprüfung klärte mich Janda über die Eigenheiten der Prüfer auf. Als er mich zur Prüfung begleitete, flüsterte er mir zu, dass der Spitznahme meines Fahrprüfers „Spiegel-Meier“ sei und ich solle demonstrativ übertrieben in sämtliche Spiegeln glotzen. Was einer Frau wahrhaftig keine Probleme macht. 

Nach rund 15 Minuten Fahrt lotste mich der Spiegel-Meier zu einer Tischlerei, wo er ein paar Bretter abzuholen hatte. Er ließ mich eine Viertelstunde im Auto warten bis er mit dem Tischler daherkam und die Bretter im Wagen verstaute. Während des Wartens dachte ich nach, ich hatte ja Zeit genug, und kam zu dem Ergebnis, dass ich mir den Führerschein vermutlich abschminken kann. Dann setzten wir unsere Fahrt schweigend fort, schnurstracks zum Verkehrsamt, wo der Fahrprüfer ausgestiegen ist und wortlos davon ging. Ich blieb im Auto sitzen und harrte verunsichert der Dinge. 

Nach einer Weile erschien der Fahrprüfer in der Tür und rief „Fräulein, was sitzen Sie noch da? Sie hätten doch mitgehen sollen! Gehen Sie schon und holen Sie ihren Führerschein ab!“  Ich war so perplex, dass ich mich nicht einmal so richtig freuen und dieses Glück auskosten konnte, ich konnte es erst nach einigen Tagen fassen.

Danach kaufte ich mir einen Ford, eine  alte Schüssel – für die ersten Dellen. Dellen gab es vorerst keine, dafür hatte der Kühler ein Loch. Als ich einmal nach Elsass fuhr, fing der Motor zu kochen an, mitten auf der Autobahn quoll plötzlich ein schwarzer Rauch unterhalb der Motorhaube hervor. Ich hielt am Pannenstreifen an und ich und meine Kollegin sprangen über die Leitschiene, um uns in Sicherheit zu bringen. Wir dachten, dass das Auto gleich in die Luft fliegt.  Der Rauch verflüchtigte sich und wir marschierten zu Fuß zum nächsten Bauernhaus. Der Bauer schob mit uns den Wagen von der Autobahn zu der nächstbesten Ausfahrt, er wollte selbst versuchen es zu reparieren, damit wir noch nach Hause fahren können. Aber alle Mühe war vergebens.  Ich bestellte den Abschleppdienst, ließ dann den Wagen beim Bauern stehen und mit dem Zug fuhren wir wieder heim. Dort nahmen wir den Wagen meiner Kollegin, den ich vorerst verschmäht hatte, da es ein niedriger Fiat war, ein Sportwagen, zu dem ich kein Vertrauen hatte. Wir fuhren wieder los und diesmal ging es die Geschichte gut aus.

Einmal konnte ich auf einer eisglatten Fahrbahn nicht wenden und polterte in ein Haus hinein, ein anderes mal habe ich versucht, mich zwischen einen Holzhaufen und einen Kühlwagen durchzuzwängen, blieb aber hängen und schlitzte mein Auto wie eine Sardinenbüchse auf.  Ich ließ die Autotüre austauschen und prompt darauf habe ich bei der Ausfahrt vom Parkplatz eine kleine Mauer übersehen und prompt das Mauereck gerammt, selbstverständlich mit der funkelnagelneuen Türe. So holte ich die eingangs einkalkulierten Dellen doch noch ein und lebte damit weiter, bis ich mir ein anderes Auto gekauft habe. Wie zum Fleiß passierte mit dem alten Auto weiter nichts - vermutlich deshalb, weil für etwaige weitere Dellen ganz einfach kein Platz mehr vorhanden war. Das einzige was da noch gefehlt hätte,  wäre ein zünftiger Totalschaden, doch dazu kam es Gott sei Dank nicht. Dies ist meine Autogeschichte.

Alle Rechte liegen bei der Autorin.